Nah bei den Menschen sein und Grenzen überwinden
Heute möchte ich Ihnen berichten, wie ich von Sri Lanka nach Tschechien gekommen bin und welche Erfahrungen ich als Oblate dabei machen durfte.
Ich heiße Janith Fernando, stamme aus einer katholischen Familie in Sri Lanka und habe zwei ältere Schwestern. Mit 15 Jahren begann ich meine Ausbildung im Juniorat der Oblaten. Nach meinem Schulabschluss folgten Postulat, Noviziat und fünf Jahre Studium. Das alles fand in meinem Heimatland statt. Anschließend wurde ich nach Rom geschickt, um dort weitere zwei Jahre Theologie zu studieren. Nach meinem Studium kehrte ich nach Sri Lanka zurück. Hier habe ich mich um die Angestellten in der Bekleidungsindustrie gekümmert und in der Jugendseelsorge gearbeitet.
Im Jahr 2020 wurde ich zum Priester geweiht. Damals hat die Mitteleuropäische Provinz nach Oblaten aus der Weltkirche gesucht. Mich hat das sehr interessiert, und deshalb habe ich mich gefreut, als der Generalobere mich hierher versetzt hat. Es war etwas mühsam, alle Papiere zu bekommen. Letztlich hat es geklappt; jetzt lebe und arbeite ich in Dolní Bělá in Tschechien.
Missionarische Erfahrungen
In den letzten Jahren habe ich viel über unsere Mission in Europa gehört und selbst erfahren. Die Menschen in unserem Pfarrgebiet in Plasy, Dolní Bělá, Manětín und Klokoty sind zufrieden mit unserer Arbeit. Wir geben unser Bestes, um die Liebe Gottes zu verkünden. Die kirchliche Situation hier ist natürlich ganz anders als in meiner Heimat Sri Lanka. Die Gesellschaft hier ist weitgehend säkularisiert; viele Menschen erreichen wir nicht mehr über die normalen Wege der Verkündigung. Wir müssen sie besuchen, mit ihnen reden und eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Das war die Mission der Oblaten vor 200 Jahren, und das ist auch heute unsere Mission.
Oblaten teilen das gleiche Charisma
In Sri Lanka und in Tschechien habe ich gelernt, dass, wenn wir zu den Menschen gehen, sich Gelegenheiten eröffnen, über Gott und seine Liebe zu sprechen. Egal wo Oblaten leben und arbeiten, sie teilen das gleiche Charisma. Trotz der unterschiedlichen sozialen, kulturellen und religiösen Hintergründe der Länder bleibt unsere Grundeinstellung gleich: nahe bei den Menschen zu sein und Grenzen zu überwinden.
In meiner Heimat sind die Oblaten schon viel länger als in der Mitteleuropäischen Provinz. Im November sind es 177 Jahre. Damals hieß die Insel noch Ceylon und war eine der ersten Auslandsmissionen unserer Gemeinschaft. Wir sind bis heute für unsere Predigttätigkeit bekannt, reisen über die ganze Insel und treffen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, Ethnien und Religionen.
Sri Lanka
Die südlich von Indien gelegene Insel ist so groß wie Litauen. Von den geschätzten 22 Millionen Einwohnern sind ca. 70 Prozent Buddhisten und sieben Prozent Christen - die meisten Katholiken.
Die Oblaten sind seit 1847 auf der Insel. Es gibt zwei Oblatenprovinzen mit 240 Mitbrüdern.
Jugendseelsorge in Sri Lanka
Besonders kümmern wir uns um die Jugendlichen, egal ob sie katholisch, buddhistisch, hinduistisch oder muslimisch sind. Unsere Mission beschränkt sich nicht nur auf die Verkündigung des Wortes Gottes, sondern umfasst auch soziales Engagement.
Im ländlichen Raum treffen wir oft auf junge Menschen, die keine Christen sind, und in den Städten arbeiten wir mit Studenten oder jungen Angestellten in großen Bekleidungsfabriken. Auch hier kommen wir mit Menschen aller Religionen in Kontakt. Neben dieser „normalen“ Jugendarbeit möchte ich zwei Einrichtungen besonders hervorheben: das St. Vincent‘s Home in Maggona und das Mazenod-Jugendzentrum.
Das St. Vincent’s Home
Das St. Vincent’s Home, gegründet 1881, ist die erste soziale Einrichtung dieser Art in Sri Lanka. In diesem Haus leben Kinder und Jugendliche aus ganz unterschiedlichen Lebensverhältnissen. Einige sind Waisen, andere haben einen alleinerziehenden Elternteil, der sich nicht ausreichend um sie kümmern kann, wieder andere wurden von ihren Familien aus finanziellen oder persönlichen Gründen verlassen. Im St. Vincent’s Home können sie leben, werden medizinisch versorgt und erhalten eine Ausbildung.
Das Mazenod-Jugendzentrum
Im Mazenod-Jugendzentrum arbeiten wir Oblaten mit jungen Menschen, unabhängig von deren Religion oder ethnischer Identität. Hier bieten wir Workshops zur Ausbildung von Führungskräften, Programme zu Themen wie Familie, Erziehung, soziale Medien sowie spezielle Jugendexerzitien und Workshops zu religiösen Themen. Auch die Beratung und Suchtprävention gehören zu unseren Aufgaben. Unser Ziel ist es, junge Führungskräfte heranzubilden, die Verantwortung für sich und die Gesellschaft übernehmen. Besonders am Herzen liegt uns die Mazenod-Jugend, junge Menschen, die sich in der Jugendseelsorge engagieren und gemeinsam mit uns Oblaten die Programme betreuen.
Angesichts der gegenwärtigen Situation in Sri Lanka haben viele junge Menschen finanzielle Schwierigkeiten. Deshalb erheben wir von vielen Jugendlichen aus Dörfern und armen Familien keine Gebühren. Sogar einige Schulprogramme bieten wir kostenlos an, um gerade die finanziell schlechtergestellten Menschen zu fördern und zu unterstützen.
Möglich ist das nur, weil Oblaten und Freunde aus aller Welt uns dabei helfen, diese wichtige Arbeit fortzuführen. Im Namen der Oblaten in meiner Heimat und der jungen Menschen, für die wir uns engagieren, danke ich Ihnen von Herzen für Ihr Interesse und alle Hilfen, die wir immer wieder erfahren.