Neue Horizonte in der Karibik
Am 25. Januar, in den frühen Morgenstunden, trat ich meine Reise nach Kuba an. Es war der Beginn einer neuen Erfahrung für mich. Als Oblatenmissionare sind wir dazu verpflichtet, einen Teil der Ausbildungszeit in einer fremden Kultur zu verbringen. Diese Erfahrung soll die zukünftigen Missionare vorbereiten, den Menschen besser dienen zu können. Das Leben in einer Kultur, die der eigenen fremd ist, hilft später, die Menschen aus anderen Lebensumfeldern zu verstehen und besser für die Seelsorge ausgerüstet zu sein. Daher schickte mich meine Heimatprovinz in Kanada nach dem Studium und der Diakonenweihe zu einem Praktikum nach Kuba. Ich war mir nicht sicher, was mich dort erwarten würde. Ich hatte viel über die aktuelle Situation der Kirche und der Gesellschaft auf dieser Insel gehört. Aber natürlich weiß man nicht genau, wie die Situation ist, bis man sich vor Ort eingelebt hat. Die Entdeckungsreise in die für mich neue Kultur Kubas begann, als ich am späten Nachmittag des 25. Januar auf der Insel ankam.
Eine internationale Gruppe von Missionaren
Die ersten Tage verbrachte ich damit, mich an das Klima zu gewöhnen und die Dynamik der Pfarreien zu entdecken, die von Oblaten in Havanna betreut werden. Ich lernte die Patres Ireneusz und Tomasz kennen, die beide aus Polen kommen, sowie Diakon Juan Carlos, der ebenfalls als ausländischer Missionar dort tätig ist und aus der Oblatenprovinz Mexiko stammt. Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung und des Kennenlernens reiste ich mit der Oblatenkommunität von Havanna zu unserer Niederlassung nach Los Palacios. Dort werde ich ein halbes Jahr verbringen. Ich lebe nun mit zwei anderen Oblaten in einer Hausgemeinschaft. Pater Roger ist ein sehr erfahrener Missionar, der sich in Lateinamerika und der Karibik auskennt. Er hat mehr als 60 Jahre Missionserfahrung in Haiti, Kolumbien und Kuba. Ursprünglich stammt er aus den USA. Der zweite Mitbruder, mit dem wir zusammen waren, ist Pater Sheehan, der aus Sri Lanka stammt.
In den ersten Tagen in Las Palacios lernte ich die Gemeinden kennen, in denen wir Oblaten tätig sind. Wir betreuen zwei Pfarrkirchen und drei Kapellen. Die Pfarrgemeinden haben nur wenige Mitglieder. Das liegt daran, dass viele Menschen nicht zur Kirche gehen können. Sie befürchten, dann ihre Arbeit im Staatsdienst zu verlieren. Viele Menschen haben Kuba verlassen und suchen im Ausland nach einem besseren Leben. Diejenigen, die weiterhin am kirchlichen Leben teilnehmen, haben einen starken Glauben und den Wunsch, eine lebendige und aktive Gemeinde aufzubauen. Viele pflegen eine eucharistische Frömmigkeit und eine tiefe Marienverehrung.
Ein Sprung ins kalte Wasser
Anders als erwartet, war meine erste Zeit in den Gemeinden ziemlich von pastoralen Aktivitäten geprägt. Ich hatte angenommen, dass ich zunächst etwas Zeit haben würde, um Spanischkurse zu besuchen und mich einzuleben. Dem war nicht so. Ich musste sehr schnell in der Gemeinde Verantwortung übernehmen. Natürlich wäre es bequemer gewesen, erst einmal in Ruhe anzukommen und die Sprache gründlich zu lernen. Die Erfordernisse der Mission haben das allerdings nicht zugelassen. Ich wurde ziemlich schnell in die Pflicht genommen. Mein Spanisch ist im Moment noch sehr einfach, aber die Menschen sind froh, dass ich bei ihnen bin und das Evangelium durch meine Worte und Taten weitergeben kann.
Zu meinem Dienst gehört es, das Evangelium zu verkünden, Kinder zu taufen und die Kranken in der Gemeinde zu besuchen. Ein paar Mal hatte ich die Möglichkeit, Wortgottesdienste zu feiern und die Kommunion zu spenden. Hier bei uns gibt es auch zu wenige Priester, deshalb kann nicht immer eine Eucharistiefeier angeboten werden.
Mein Praktikum in Kuba war bisher sehr bereichernd. Ich habe große Armut gesehen und einige Familien kennengelernt, die unter sehr schwierigen familiären und wirtschaftlichen Bedingungen leben. Was mich mit Hoffnung erfüllt, ist der Glaube, den die Menschen mit mir teilen. Ihr Glaube, dass Gott über allem in dieser Welt steht, hilft mir, mich daran zu erinnern, dass ich als Missionar gesandt bin, die Hoffnung zu bezeugen. Eine Hoffnung, die Christus durch sein Opfer am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten am dritten Tag gibt. Betet bitte mit mir, dass sich unsere Gemeinde gut entwickelt und der Glaube noch mehr Menschen in Kuba erreicht.