Ein Traum wird Realität
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Mazenodfamilie
Donnerstag, 12. September 2024

Ein Traum wird Realität

Pater Jean-Hérick Jasmin ist Leiter des „General Service of Justice, Peace and Integrity of Creation“ (JPIC) der Oblaten in Rom, ein Dienst, der schon immer wichtig für die Gemeinschaft war.

Geboren auf Haiti, einem Land, das von Diktatur, Gewalt und Armut geprägt ist, entwickelte Jean-Hérick Jasmin schon als Jugendlicher ein Gespür für soziale Ungerechtigkeit. Obwohl seine Familie nicht arm war, wurde er durch das Leid um ihn herum tief beeinflusst. „Wenn du siehst, wie andere Menschen in deinem Land hungern, dann verändert dich das“, sagt er.

Aber das habe seine Zeit gebraucht. „Ich habe mich als Kind nicht wirklich unwohl gefühlt. Wenn man in eine Diktatur hineingeboren wird, dann erlebt man das als Normalität“, beschreibt er seine Erfahrung. Mit dem Älterwerden begann er, die Probleme um ihn herum klarer zu erkennen. Getrieben von dem Wunsch, etwas zu ändern, wurde er auf die Oblaten aufmerksam und erlebte eine Gemeinschaft, die sich der Arbeit mit den Armen widmete.

Nach dem Abitur schloss er sich deshalb den Oblatenmissionaren an.

Vorschau Pater Jean-Hérick Jasmin
Pater Jean-Hérick Jasmin wollte sich schon als Jugendlicher gegen Armut engagieren. Foto: Ch. Heinemann

Der Weg zur Mission

Nach seiner Priesterweihe im Dezember 2003 wurde er nach Kolumbien entsandt. „Ich wollte mit den Armen meiner Heimat Haiti arbeiten, deshalb war ich Oblate geworden, nun kam es anders“, erklärt er. In Kolumbien arbeitete er zunächst als Ausbilder. Später wirkte er in der Pfarrseelsorge. Er betreute Migranten und half ihnen, notwendige Dokumente zu beschaffen. Diese Arbeit zeigte ihm, dass sein ursprünglicher Traum, sich für die Armen einzusetzen, doch noch Wirklichkeit geworden war. Es war anders, als er sich das als Jugendlicher vorgestellt hatte. Trotzdem war er am richtigen Platz: „Das Wirken mit den Benachteiligten ließ mich damals spüren, dass der Traum des Anfangs Realität geworden ist.“

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Der Einsatz für Gerechtigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Evangelisierung.

Regel 9 der Satzungen und Regeln der Oblaten

Netzwerker für die gute Sache

Im Herbst 2020 begann eine neue Phase seines Engagements, als der Generalobere ihn nach Rom berief, da er den Dienst der Oblaten für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung übernehmen sollte (JPIC).

Der Einsatz zur Förderung von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ist für die Gemeinschaft eine Herzensangelegenheit. Die Oblaten sehen es als ihre Mission, den verlassensten Menschen Christus und sein Reich zu verkünden. Das bedeutet auch, konkret für das Wohl der Menschen zu arbeiten. „Der Einsatz für Gerechtigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Evangelisierung“, betont die Regel 9 der Satzungen und Regeln der Oblaten.

Dieser Einsatz umfasst auch den Klima- und Umweltschutz, da besonders die materiell Benachteiligten unter den Folgen der Klimakrise leiden. „Es gibt nicht zwei getrennte Krisen, eine ökologische und eine soziale, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise“, so Pater Jasmin. Er will das Bewusstsein dafür schärfen. „Natürlich könnten wir hier in Europa sagen, das geht uns nichts an. In vielen Ländern haben wir kein Problem mit Gerechtigkeit und Frieden“, merkt er an. Doch der Blick auf Migranten zeige das Gegenteil: „Die Immigranten, die hierherkommen, weil sie in ihrer Heimat nicht leben können, zeigen, dass es uns sehr wohl betrifft.“

Eine seiner Aufgaben in der Generalverwaltung sei es deshalb, dafür zu sorgen, dass die Mitglieder der Gemeinschaft wüssten, was in anderen Teilen der Oblatenwelt geschieht, welche Herausforderungen und auch welche guten Ansätze es im Bereich JPIC gibt.

Politisches Engagement der Oblaten

Die Oblaten sind Teil von VIVAT International, einer Gemeinschaft von zwölf katholischen Ordensgemeinschaften, die von den Vereinten Nationen (UN) als Nichtregierungsorganisation (NRO) anerkannt ist. Die Mitglieder der NRO sind in 121 Ländern tätig, um Menschenrechte auf internationaler und lokaler Ebene zu fördern. VIVAT International hat einen besonderen Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) und ist mit der Abteilung für globale Kommunikation der Vereinten Nationen (DGC) verbunden. Neben der konkreten Arbeit und Vernetzung mit anderen Akteuren in den jeweiligen Einsatzländern betreibt VIVAT Lobbyarbeit bei der UN.

Zeugnis der rettenden Liebe Gottes

Die Verkündigung der Frohen Botschaft und der Einsatz für eine gerechtere Welt sind untrennbar miteinander verbunden. Die christliche Hoffnung ruft die Oblaten daher auf, „Zeugnis für die rettende Liebe des Herrn abzulegen“, heißt es dazu in den JPIC-Leitlinien der Oblaten. „Daher bleibt unser Engagement für die Menschen am Rande der Gesellschaft, die nach Gerechtigkeit schreien, ein ständiges Anliegen.“ Das zu koordinieren und darüber zu informieren, ist Pater Jasmins Aufgabe.

Aus dem Traum eines Jugendlichen, für die Armen in seiner Heimat zu arbeiten, ist ein Dienst für Benachteiligte weltweit geworden.