Wachsames Gottvertrauen
Das Sparkonto ist gut gefüllt, das Haus stabil gebaut und abbezahlt, die Versicherungen schützen vor Armut im Krankheitsfall, bei Unfällen und Feuer. In der modernen Gesellschaft ist man so abgesichert wie noch nie vorher in der Geschichte. Dennoch herrscht eine weit verbreitete Unsicherheit. Wie kann man dafür sorgen, dass es einem selbst, den Kindern und Enkeln noch lange gut geht?
Die Bibel ist ein Buch aus Zeiten, die von weit größeren Unsicherheiten geprägt waren. Die Autoren und Redaktoren der Bibel haben diese Unsicherheit verarbeitet und sie im Licht der Offenbarung gedeutet.
Joseph in Ägypten: Ein Beispiel für weitsichtige Planung
Eine der bekanntesten Geschichten über Vorsorge in der Bibel ist jene von Joseph in Ägypten (Gen 41). Joseph, der von seinen Brüdern an den Nil verkauft wurde, interpretierte die Träume des Pharaos. Die sieben fetten Kühe deutete er als sieben üppige Jahre, die sieben abgemagerten als sieben dürre Jahre. Es gehört zum Wesen von Agrargesellschaften, Nahrungsmittel zurückzulegen.
Die Geschichte von Joseph verweist dabei zum einen auf die Möglichkeiten, etwas zurücklegen zu können; sodann darauf, es im hinreichenden Maße zu tun. Denn die Grundlage jeder Vorsorge ist immer der aktuelle Überfluss. Zugleich verweist die Geschichte von Josef auch auf die Solidarität mit denen, die diesen Überfluss nicht zur Verfügung haben (Gen 47). Die reiche Gesellschaft im Niltal konnte Rücklagen bilden, die Hirtennomaden, zu denen Josefs Familie gehörte, nicht.
Noah und die Arche: Gehorsam und Vertrauen in Gottes Anweisungen
Doch Vorräte anzulegen, das war grundsätzlich etwas, das die Menschen in Ägypten schon kannten. Wie aber bereitet man sich auf etwas vor, das man nicht kennt? Ein Beispiel hierfür bietet die Erzählung von Noah und der Arche (Gen 6–9): Gott will eine Sintflut schicken, um die Menschheit zu vertilgen. Nur Noah, sein Haus und die Tiere sollen gerettet werden. Dafür soll Noah eine Arche bauen, für die Gott sehr genaue Vorgaben macht. Noah weiß also nicht, wie er sich das, was kommt, vorstellen kann – aber er weiß, was er tun muss, um seinen Auftrag zu erfüllen. Es ist ein Vorsprung durch Gottvertrauen.
Ein Gottvertrauen, das herausgefordert wurde, weil der Bau der Arche Zeit und Energie gekostet haben dürfte – folgt man der Logik der Erzählung. Zudem war es die Vorsorge für einen Fall, den sich die anderen nicht vorstellen konnten. Noahs Gottvertrauen war also mehr als eine spontane Eingebung, sondern beruhte auch auf Resilienz gegenüber seine kritische Umwelt.
So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.“
Der reiche Kornbauer: Die Illusion der Sicherheit durch Reichtum
Solches Gottvertrauen ist auch aus einem anderen Grund notwendig: damit Reichtum nicht oberflächlich und gottvergessen wird. In Lukas 12,16–21 erzählt Jesus das Gleichnis eines reichen Mannes, der eine reiche Ernte einbringt und beschließt, größere Scheunen zu bauen, um seine Vorräte zu lagern. Er plant, sich danach zurückzulehnen und ein bequemes Leben zu führen. Doch Gott verkündet ihm seinen Tod noch in derselben Nacht.
Das Gleichnis zeigt die Grenze, über die hinaus keinen Besitz angehäuft werden kann: Im Tod ist Schluss. Das ist keine selbstverständliche Ansicht. In manchen Kulturen glaubten die Menschen, sie könnten einen Teil ihres Reichtums mit ins Totenreich nehmen. Dieser Gedanke ist den modernen Menschen fremd. Jesus aber bietet einen anderen Maßstab für diese Grenze an: den Reichtum bei Gott. Um diesen Reichtum aber hat es durch die Jahrhunderte viel Streit gegeben. Denn wie kann man sich Reichtum vor Gott verdienen?