Seelsorge am und auf dem Meer
In den Sommermonaten suchen Zehntausende Urlauber Erholung an Nord- und Ostsee. Die Beliebtheit der deutschen Seebäder lässt sich auf eine Entwicklung im 19. Jahrhundert zurückführen, als Adelige zur Erholung ans Meer reisten und ihnen bald viele folgten. Mit dem Zustrom von Kurgästen und Touristen kamen immer mehr Katholiken in das protestantisch geprägte Gebiet. Bald entstand der Wunsch, ihnen während ihres Aufenthalts Gottesdienst und Seelsorge anbieten zu können. Diesem Bedürfnis kommen die fünf Bistümer und Erzbistümer an der Küste nach, wobei die Angebote und die Organisation der Urlauberseelsorge sehr unterschiedlich sind.
Seelsorge auf den Ostfriesischen Inseln
Im Bistum Osnabrück bilden die Katholiken in Ostfriesland die Minderheit, und die Gemeinden sind personell sehr klein. An mindestens acht Monaten im Jahr wachsen die Gemeinden durch Kurgäste und Urlauber allerdings erheblich an. Ihnen werden Gottesdienste und weitere Veranstaltungen angeboten, wie Vortragsreihen, Campingseelsorge, Konzerte, Kirchenführungen und Ausstellungen. In den Saisonzeiten unterstützen Gastpriester, die ihren Urlaub auf den Inseln verbringen, die Seelsorge, da auf Baltrum, Borkum, Juist, Langeoog, Norderney und Spiekeroog kein Priester lebt.
Ganz anders ist die Situation auf Wangerooge, das zum Bistum Münster gehört. Die Insel hat einen eigenen Pfarrer. Etwa 220 Katholiken gehören zur St. Willehad-Gemeinde, bei 1200 Einwohnern auf Wangerooge. Rund 115.000 Gäste besuchen jährlich die Insel, unter ihnen sind viele, die gerne Veranstaltungen und Gottesdienste der Gemeinde besuchen.
In Zeiten, in denen besonders viele Urlauber auf der Insel sind, werden der Pfarrer und die Gemeinde von Freiwilligen unterstützt. Über den Jahreswechsel, in der Karwoche und zwischen Ende Juni bis Ende August sind sogenannte „Teamzeiten“. Die Teams bestehen aus bis zu 15 Personen, die alle gemeinsam im Begegnungshaus St. Ansgar leben. Der Tag beginnt werktags um 7:30 Uhr mit einem „Einklang in den Tag“ und endet – je nach Abendangeboten – gegen 21:30 Uhr. Die tägliche Eucharistiefeier ist um 19:30 Uhr.
Jede Woche steht unter einem bestimmten Thema und wird mit passenden Programmpunkten ausgefüllt. Urlauberseelsorge bietet ein geistliches Programm, das Ruhesuchenden helfen kann, nicht nur Entspannung und Erholung zu finden, sondern sie auch ermutigt, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Die Diasporasituation bietet auch Raum für Begegnung und Austausch über konfessionelle Grenzen hinweg.
Kreuzfahrtseelsorge
Auch auf einigen Kreuzfahrtschiffen sind Seelsorger anzutreffen. Sie stehen den Passagieren für Gespräche zur Verfügung, halten Gottesdienste und geben über das Bordfernsehen regelmäßig geistliche Impulse. Soweit möglich, werden auch Gottesdienste für das Bordpersonal angeboten.
Gerade auf einem Kreuzfahrtschiff kommen Menschen rasch zur Ruhe, haben Zeit, über sich und ihr Leben nachzudenken, und suchen dann einen geeigneten Gesprächspartner. Organisiert wird die Kreuzfahrtseelsorge durch das Katholische Auslandssekretariat der Bischofskonferenz, das Priester oder Diakone für den Dienst auf den Schiffen einsetzt.
Seemannsmission
Im Gegensatz zu den Besatzungen auf manchen Kreuzfahrtschiffen haben die meisten Seeleute keine Seelsorger mit an Bord. Für sie fühlen sich die katholischen Seemannsmissionen verantwortlich, die weltweit unter dem Namen „Stella Maris“ – „Stern des Meeres“ – bekannt sind. Seeleute kommen viele Monate nicht nach Hause. Ihr gesamtes Leben spielt sich an Bord eines Schiffes ab. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger der Seemannsmission gehen auf diese Situation ein.
Im „Stella Maris Hamburg“ können Seeleute zur Ruhe kommen und kostenlos das Internet nutzen, um mit ihren Familien Kontakt zu halten. Es gibt einen Fahrservice, der Seeleute von den Schiffen abholt. Die Seemannsmission hilft in Konflikt- und Notsituationen, besucht Seeleute im Krankenhaus und vermittelt Kontakte zu anderen kirchlichen und weltlichen Einrichtungen. Die Kapelle in der Mission lädt zu Gottesdiensten und zum persönlichen Gebet und Rückzug ein. Seeleute, die keine Zeit haben, ihr Schiff zu verlassen, werden an Bord besucht. Auch dort sind Gottesdienste möglich, wenn die Mannschaft das Schiff nicht verlassen kann. Für Seeleute, die gerne Gottesdienste der muttersprachlichen Gemeinden in Hamburg besuchen möchten, werden Kontakte hergestellt und auch Fahrdienste angeboten.
Die Seelsorge bietet Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen und mit verschiedenen Bedürfnissen Unterstützung und Begleitung. Möglich ist das nur, weil sich viele Menschen gemeinsam engagieren: Haupt- und Ehrenamtliche, Einheimische und Urlauber, Priester und Laien.