Wertvoll und heilig
Vorschau Caroline Veronez (unsplash)
Orientierung
Donnerstag, 27. März 2025

Wertvoll und heilig

Der Schutz des Lebens in all seinen Phasen gehört zu den Grundanliegen des Christentums. Ob beim Blick auf die Opfer von Kriegen und Terror, den Notleidenden in den Katastrophengebieten, dem ungeborenen oder dem vergehenden Leben – Christen sollen für das Leben einstehen.

Jeder Mensch ist einzigartig und gewollt

Nach biblischem Verständnis ist der Mensch von Gott als sein "Abbild" (Gen 1,27) geschaffen. Jeder Mensch ist vom Beginn seiner Existenz an von Gott gekannt und geliebt. Die Grundannahme der Gottesebenbildlichkeit bildet die Basis der christlichen Lehre vom Menschen. In ihr gründet nach christlicher Auffassung die Würde des Menschen. Der Mensch, jeder einzelne, "ist nicht bloß etwas, sondern jemand", er ist Person, lehrt der Katechismus. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das über sich selbst nachdenken und über sein Leben selbstbestimmt verfügen kann. Jedem Menschen kommt eine ihm eigene Würde und ein unverfügbarer Eigenwert zu. Diese Würde verbietet es, über ihn eigenmächtig zu verfügen oder ihm gar das Leben zu nehmen. Gott allein ist Schöpfer, Bewahrer und Vollender des Lebens.

Wertvoll – ohne Bedingungen

Für Christen ist das Leben des Menschen wertvoll und heilig. Das gilt unabhängig davon, ob andere Menschen dem oder der Einzelnen das zuerkennen oder ob ein Mensch bestimmten Kriterien entspricht. Das "Leben eines jeden Menschen ist gleich viel wert, unabhängig von seinem sozialen Status, seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, seinem Bildungsniveau, seiner Hautfarbe oder seinem Aussehen, seinem Geschlecht, seinem Alter oder seinem gesundheitlichen Zustand", so die Deutsche Bischofskonferenz in einem Schreiben von 1996.

Berufen zum ewigen Leben

Menschliches Leben hat für Christen nicht nur eine irdische Dimension. Christen glauben an ein Leben nach dem Tod. Deshalb soll der Mensch seinen Leib als von Gott erschaffen und für das Ewige Leben bestimmt betrachten, so das II. Vatikanum in der Konstitution Gaudium et Spes.

Eine besondere Bestätigung seiner Würde erhält der Mensch durch Jesus Christus. Seine Menschwerdung, seine Predigt und Wunder, sein Tod am Kreuz und schließlich seine Auferstehung machen deutlich, dass Gott das menschliche Leben liebt und der Teilhabe am Reich Gottes für wert erachtet. In Jesus klärt sich das eigentliche Geheimnis des Menschen wirklich auf: Der Sohn Gottes wird Mensch und spricht dem Menschen Teilhabe am Reich Gottes zu. Diese Berufung zum Reich Gottes ist dem Menschen von seinem Beginn bis zu seinem Ende zugesagt. Das bedeutet, dass auch dem noch nicht entfalteten, dem beschädigten, dem zerbrochenen und vergehenden Leben Achtung geschuldet ist. Der Mensch ist von Gott gewollt; dies gilt für jeden und jede, auch für die mit Behinderungen oder Krankheiten geborenen Menschen.

Wann beginnt das Leben?

Die Frage nach dem Beginn menschlichen Lebens wurde im Laufe der Geschichte unterschiedlich beantwortet. Auch heute gehen die Meinungen weit auseinander. Biologisch betrachtet befindet sich in der befruchteten Eizelle alles angelegt, zu dem sich der neue Mensch entwickeln kann. Zwar benötigt sie den Schutz des mütterlichen Körpers zu ihrer vollen Entfaltung, aber in ihr ist bereits alles enthalten, was sie zur Weiterentwicklung braucht. Mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle liegt bereits der genetische Code des Menschen vor, nichts muss mehr hinzukommen.

Schutz des ungeborenen Lebens

Da bei der befruchteten Eizelle schon ein erstes "Erscheinen eines menschlichen Lebens" vorliegt, muss es als Person anerkannt werden. "Sollte ein menschliches Individuum etwa nicht eine menschliche Person sein?", fragt die Kongregation für die Glaubenslehre. Da etwas so Großes wie das menschliche Leben "auf dem Spiel steht", muss unter moralischen Gesichtspunkten "schon die bloße Wahrscheinlichkeit, eine menschliche Person vor sich zu haben, genügen", um die Schutzwürdigkeit des Embryos vom frühesten Zeitpunkt an zu betonen. Für die römisch-katholische Kirche ist menschliches Leben deshalb von der Befruchtung an als Person zu achten und zu behandeln. Ihm sind die gleichen Rechte auf Leben zuzubilligen, wie jedem anderen menschlichen Wesen auch.

Ein unbequemer, aber unverzichtbarer Weg

Diese Grundannahme erklärt die Konsequenz, mit der die Kirche sich immer wieder in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt, wenn es um Fragen des Lebensschutzes geht, ob am Anfang oder am Ende des irdischen Lebens. In unserer modernen Gesellschaft führt das zu Diskussionen, bisweilen auch zu sehr hitzigen und polemischen. Das ist nicht immer angenehm, aber notwendig und alternativlos.