
Hohes Lehrgeld für ein Schnäppchen
Schnell schiebe ich meine Tochter im Buggy durch die Stadt. Die Bücher aus der Bücherei sind längst überfällig, der Tag voll. Nebenbei suche ich auf Kleinanzeigen nach einem Fahrradträger für den Sommerurlaub – unser Wunschmodell gibt es, aber nur ziemlich teuer. Dann plötzlich: eine Anzeige zum Top-Preis, sympathisch geschrieben, mit realistischen Fotos. Ich stelle eine Rückfrage, alles wirkt seriös.
Ein unglaublich günstiges Angebot
Der Fahrradträger war für 435 € plus 8 € Versand inseriert. Ich schrieb den Anbieter direkt an. Die Antworten kamen prompt und freundlich. Der Versand sei kein Problem, gezahlt werden könne per Überweisung oder direkt mit Paypal „Freunde und Familie“. Eine Zusatzfunktion von Paypal, mit der in Sekunden Geld überwiesen werden kann – kostenlos, aber ohne die Chance, im Falle eines Betrugs das Geld zurückzubekommen.
Kleinere Zweifel fegte ich schnell beiseite. „So schnelle Antworten sind eher unüblich“, dachte ich, „aber die Verkäuferin will den Fahrradträger ja loswerden.“
Ich entschied mich für PayPal – schnell und unkompliziert. Dann schickte ich meine Adresse, überwies die 453 € und erhielt direkt eine Bestätigung. Alles wirkte harmlos, professionell und unkompliziert – zu unkompliziert offensichtlich. Ein bisschen Plauderei noch – dann Stille.
Kurz darauf meldete sich die Plattform: Das Konto sei gesperrt worden, vermutlich ein Betrugsfall. Da wusste ich: Ich würde weder den Fahrradträger bekommen, noch mein Geld wiedersehen. Ich hatte einen Betrüger finanziert.
Betrug online anzeigen
Betrugsfälle wie dieser können unkompliziert über die Onlinewache der Polizei gemeldet werden. Das Portal ermöglicht es, bequem von zu Hause aus Anzeige zu erstatten.
👉 https://portal.onlinewache.polizei.de/
Warum ich darauf hereingefallen bin
Vorher war ich sicher gewesen: Mir passiert so etwas nicht. Ich kenne mich aus, dachte ich. Doch dann war da dieses Gefühl, ein echtes Schnäppchen zu machen. Inmitten des Alltagsstresses – der Buggy, die Bibliothek, das Handy in der Hand – war ich unaufmerksam.
Die schnelle Reaktion, die leicht holprige Sprache, kleinere Rechtschreibfehler – all das hätte mir als Warnsignal dienen können. Stattdessen war ich froh, wieder etwas erledigt zu haben. Genau diese Situation zwischen Stress und dem guten Gefühl, einen Haken an eine Aufgabe setzen zu können, machte mich anfällig für den Betrug.

Tipps zum Schutz vor Online-Betrug
- Sei skeptisch bei Schnäppchen: Wenn ein Angebot zu gut ist, um wahr zu sein, dann ist es wahrscheinlich auch einfach nicht wahr.
- Achte auf Kommunikationsmuster: Zu schnelle, zu freundliche Reaktionen können ein Warnsignal sein.
- Nutze sichere Zahlungsmethoden: Verzichte auf PayPal „Freunde“ bei unbekannten Personen.
- Nimm dir Zeit: Eine Nacht darüber schlafen kann vor teuren Fehlentscheidungen schützen.
- Im Zweifel verzichten: Lieber kein Schnäppchen als Betrugsopfer werden.
Was danach geschah
Ebay Kleinanzeigen informierte mich über den Betrug – ich musste den Fall nicht selbst melden. PayPal hingegen schloss eine Rückerstattung aus. Paypal „Freunde und Familie“ – selbstgewähltes Risiko.
Lange habe ich gezögert, ob ich den Betrug bei der Polizei anzeigen soll. Ich schämte mich und hatte keine Lust auf Behörden. Doch für diesen Artikel habe ich es getan – auch wenn ich wenig Hoffnung habe, mein Geld wiederzusehen. Aber wenn viele melden, wenn Namen wie „Sonja“ häufiger auftauchen, steigt vielleicht die Chance, dass ermittelt wird.