Christliche Indigene in Indien protestieren gegen Grenzzaun
Neu Delhi - Indigene Volksgruppen und Menschenrechtler im Norden Indiens verurteilen die Abriegelung der Grenze zu Myanmar und das Ende der Freizügigkeit ohne Visum und Pass in das Nachbarland.
Die Abriegelung der Grenze mit einem Zaun betrifft nach Medienberichten vor allem die mehrheitlich christlichen Volksgruppen der Naga und Mizos, die enge ethnische, familiäre und kulturelle Bindungen nach Myanmar haben.
Indien begründet die Maßnahmen unter anderem mit einem Einsickern christlicher Flüchtlinge aus Myanmar und einer dadurch wachsenden Gefahr von Konflikten. "Die Entscheidung, das Freizügigkeitsregime abzuschaffen und Grenzzäune zu errichten, ist nicht nur unpraktisch und unmenschlich für die auf beiden Seiten der Grenze lebenden Gemeinschaften", zitierte der asiatische Pressedienst Ucanews am Montag aus einem Brief der Indigenen an Indiens Premierminister Narendra Modi. "Sondern ein solcher Ansatz kann auch die Aussichten auf Frieden und Wohlstand in der Region nur verschlechtern."
Die indische Regierung hatte laut Ucanews die Abschaffung des Freizügigkeitsregimes mit der "Gewährleistung der inneren Sicherheit des Landes und der demographischen Struktur" in den nordöstlichen Bundesstaaten begründet. Seit dem Putsch im Februar 2021 in Myanmar sind Zehntausende Menschen vor allem aus dem Bundesstaat Chin vor dem Bürgerkrieg in Myanmar nach Indien geflüchtet. Chin ist der einzige Unionsstaat in Myanmar mit einer christlichen Bevölkerungsmehrheit.
Die vier indischen Bundesstaaten Nagaland, Mizoram, Arunachal Pradesh und Manipur haben eine mehr als 1.600 Kilometer lange Grenze mit Myanmar. Die christlichen Regierungschef von Nagaland und Mizoram haben sich den Angaben zufolge gegen den Grenzzaun ausgesprochen, während ihre hinduistischen Amtskollegen aus Manipur und Arunachal Pradesh entschieden dafür sind. Mehr als 87 Prozent der Einwohner von Nagaland und Mizoram sind Christen, während sie in Manipur und Arunachal Pradesh nur 41 beziehungsweise rund 30 Prozent der Bevölkerung stellen.
Manipur ist seit Mai 2023 Schauplatz eines gewaltsamen Kondlikts zwischen hinduistischen Meitei und der überwiegend christlichen Stammesbevölkerung der Kuki. Indiens Innenminister Amit Shah von der hindunationalistischen Indischen Volkspartei machte Kuki-Flüchtlinge aus Myanmar für die Gewalt verantwortlich. Der Flüchtlingszustrom habe für Unsicherheit unter den Meiteis gesorgt, sagte Shah im August im Parlament. (KNA)