Nicaraguas Regierung im Kampf gegen die katholische Kirche
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Nicaragua
Montag, 9. Dezember 2024

Nicaraguas Regierung im Kampf gegen die katholische Kirche

Managua - Am Montag meldete die Organisation Monitoreo Azul y Blanco den nächsten Schlag gegen die katholische Kirche in Nicaragua. Erst wurde Priester Floriano Ceferino Vargas aus der Diözese Bluefields an der südlichen Karibikküste Nicaraguas verhaftet. Dann folgte die Meldung, der Geistliche sei bereits nach Panama zwangsausgebürgert worden.

Der Kleinbauern-Aktivist Medardo Maireno, der aus der Region stammt, nannte im Kurznachrichtendienst X Zwangsausbürgerungen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Damit hat sich die Zahl der ausgebürgerten Geistlichen, denen die nicaraguanische Staatsbürgerschaft entzogen wurde, auf 42 erhöht. Auch vier Bischöfe mussten das Land verlassen; drei wurden zwangsausgebürgert, einer ging nach Morddrohungen zu seinem eigenen Schutz. Papst Franziskus hatte ihn ins Ausland berufen.

Doch der Kreuzzug gegen die Kirche geht weiter: Regierungskritische Portale berichten, die linksgerichtete Regierung von Daniel Ortega habe den letzten im Land verbliebenen Ordensschwestern ein Ultimatum gestellt, Nicaragua vor Ende des Jahres zu verlassen.

"In diesen Wochen wird es an den Grenzübergängen eine große Anzahl von Nonnen geben", schrieb Anwältin Martha Patricia Molina auf X.

Seit Jahren dokumentiert sie die Verfolgung der Kirche. Die meisten Ordensschwestern seien aber längst aus dem Land ausgereist. Ihr gesamter Besitz werde beschlagnahmt, so Molina. Ihren Angaben zufolge wurden seit April 2018 mehr als 250 Ordensleute verbannt, ins Exil gezwungen oder ihnen wurde die Wiedereinreise verweigert.

Inmitten dieser Gemengelage erhielten nicaraguanische Katholiken nun einen Hirtenbrief von Papst Franziskus. Der spanische Dominikanerpater Rafael Aragon kommentierte im regierungskritischen Portal La Prensa, Papst Franziskus habe eine klare Botschaft der Solidarität an die Menschen in Nicaragua senden wollen, ohne dabei konfrontativ gegenüber der Ortega-Regierung zu agieren.

In seinem Schreiben drückte der Papst seine Solidarität mit den "Schwierigkeiten, Ungewissheiten und Nöten" aus, mit denen das Volk und die katholische Kirche konfrontiert seien. Er versicherte den Gläubigen in Nicaragua:

"Ich bin bei euch."

Ausweisungen kennt der Dominikanerpater selbst gut. Er lebt seit zwei Jahren in Costa Rica. Hinter jedem Satz, den der Papst sage,

"verstehen diejenigen von uns, die die Realität des Landes kennen, was er vermitteln will",

so Aragon. Die Worte motivierten zum Weitermachen. Vizepräsidentin Rosario Murillo, Lebensgefährtin Ortegas, kündigte derweil an, mit Blick auf den katholischen Feiertag Mariä Empfängnis zu Ehren der Gottesmutter Maria am Freitag rund 1.600 Gefängnisinsassen freizulassen. Der katholische Festtag wird am 8. Dezember gefeiert.

Die linksgerichtete Regierung in Managua geht seit Jahren gegen kirchliche Vertreter und deren Institutionen vor. Auch wurde tausenden Nichtregierungsorganisationen die rechtliche Grundlage entzogen.

Die schwere Krise in Nicaragua begann im Jahr 2018, als Studierende zunächst gegen eine mutmaßlich von der Regierung geduldete oder gar initiierte Brandrodung in einem Naturschutzgebiet auf die Straßen gingen. Schnell weiteten sich die Demonstrationen zu landesweiten Protesten aus. Die Ortega-Regierung schlug diese mit Gewalt nieder.

Pfarrer und Bischöfe öffneten ihre Kirchen und boten den Demonstrierenden Schutz vor den Polizeikugeln. Seitdem ist das Verhältnis zwischen Staat und Kirche stark angespannt. (Tobias Schäfer/KNA)