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Freitag, 19. April 2024

Der Mensch ist nur unter Menschen ein Mensch

Ein besonderes Wochenende in Ouro-Lawane

Unsere Pfarrei St. Agnes war Gastgeber für den 48. Kongress der „Christlichen Vereinigung der Moundang“ in der Erzdiözese Garoua. Das Volk der Moundang stammt ursprünglich aus dem äußersten Norden Kameruns. Im Laufe der Geschichte haben Einzelne das Siedlungsgebiet verlassen und sind in andere Landesteile gezogen. Wie den Moundang geht es Menschen vieler Volksgruppen in Kamerun. Sie leben außerhalb ihrer Heimat. So auch bei uns in der Erzdiözese Garoua.

Die katholischen Moundang haben sich bereits im Jahr 1976 zur „Association Chrétienne Moundang“, also zur „Vereinigung der christlichen Moundang“, zusammengeschlossen. Anfang des Jahres durften wir nun 600 Mitglieder dieser Gruppe zu einem Wochenende in unserer Gemeinde begrüßen.

Auf der Tagesordnung standen Bibelteilen, Katechesen und Zeiten der persönlichen Reflexion. Es gab auch ein Unterhaltungsprogramm und die Möglichkeit zum persönlichen Kennenlernen. Ein feierlicher Sonntagsgottesdienst beendete das Treffen, bei dem auch der Vorstand des Vereins erneuert wurde.

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Haus eines Moundang im ursprünglichen Siedlungsgebiet des Volkes. Foto: Enifouz (wikimedia)

Dynamik für das Gemeindeleben

Die ethnischen Vereinigungen bringen viel Dynamik in das Leben der Pfarrgemeinde. Das zeigt sich vor allem bei Festen und Veranstaltungen wie dem Erntedankfest. Aber auch bei sehr praktischen Fragen sind sie von Bedeutung. Unsere Pfarrkirche beispielsweise ist immer noch eine Baustelle.

Der Beitrag der ethnischen Gruppen zu diesem großen Projekt ist für unsere Gemeinde unerlässlich. Auch die Sonntage sind stark durch die Ethnien geprägt. Nach dem Gemeindegottesdienst, den wir immer um 8.30 Uhr feiern, versammeln sich die Gläubigen in ihren ethnischen Gemeinschaften. Bei ihren Treffen beschäftigen sie sich mit dem Wort Gottes. Sie tauschen sich beim Bibelteilen über ihren Glauben aus, verbessern ihr Wissen mit Bibelunterricht oder Bibelquiz. Auch gegenseitige Unterstützung und Hilfe gehört zum Zusammenleben der kirchlichen Stammesgruppen dazu.

Teil einer Gemeinschaft zu sein, ist wichtig für die menschliche Entwicklung. Der Philosoph David Hume hat es einmal etwa so formuliert: „Der Mensch ist nur unter Menschen ein Mensch“. Die ethnischen Vereinigungen sind Lebensgruppen. Ihre Präsenz bringt jedoch auch einige Herausforderungen mit sich.

Herausforderungen der ethnischen Vereinigungen

Viele Pfarrer in unserer Diözese berichten von sehr ähnlichen Schwierigkeiten im Gemeindeleben. Es kommt vor, dass eine ethnische Gruppe am Sonntag ein eigenes Programm aufstellt und deshalb der Gemeinde an diesem Tag fernbleibt, ohne das vorher mit den Gemeindeverantwortlichen abzusprechen. Auch bei unserem Wochenendtreffen waren Gruppen aus Gemeinden anwesend, die dann natürlich am Sonntag in der Heimatpfarrei gefehlt haben, das aber zeitlich sehr kurzfristig mitgeteilt haben.

Trotz mancher Abstimmungsschwierigkeiten legen wir den ethnischen Gruppen keine Hindernisse in den Weg. Es ist eine Freude, sich zu versammeln. Für die Menschen bei uns ist es noch freudiger, wenn sie ihre „Dorfbrüder- und -schwestern“ wiedersehen können. Die Kirche bietet dabei die Struktur, die solche Treffen möglich macht. Die Seelsorger haben deshalb die Gruppen im Blick und versuchen sie in das Leben der Gemeinden vor Ort zu integrieren.

Als Oblate aus dem südlicheren Teil Kameruns habe ich gelernt, dass Christen im Norden sich nicht innerhalb ihrer ethnischen Gruppen treffen, um zu spalten, sondern dass sie im Gegenteil eine Kraft in der Kirche bilden. Das gilt es zu fördern.