Oblatenmission Westsahara
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Mazenodfamilie
Westsahara
Mittwoch, 28. Februar 2024

Jesus in der Westsahara präsent halten

Es ist noch dunkel. Das gepanzerte Polizeifahrzeug steht zu unserem "Schutz" ständig vor der Tür. Der Polizist ist allein. Die anderen befinden sich an den vier Seiten des Hauses. Es ist Zeit für das erste Gebet des Tages. Ich sehe, wie er sich auf dem Boden in Richtung Mekka niederwirft und sein Gebet spricht.

Kurz darauf finden sich die Oblaten in ihrer verlassenen Kirche wieder; sie singen die Laudes und verharren in langem, stillem Gebet. Gott erhört das Gebet des Moslems und des Christen... er ist der Vater von allen.

Westsahara

Die Westsahara ist ein Territorium an der Atlantikküste Nordwestafrikas, das von Marokko beansprucht und nach dem Abzug der ehemaligen Kolonialmacht Spanien 1975 größtenteils annektiert wurde. Es hat nach einer Schätzung von 2019 etwa 597.000 Einwohner. Die „Befreiungsfront“ der Sahrauis – der Bevölkerung der Westsahara – kämpft für eine unabhängige Demokratische Arabische Republik Sahara auf dem gesamten Territorium. Seit dem Waffenstillstand von 1991 beherrscht die Frente Polisario eine „Freie Zone“ im Osten und Süden der Westsahara von Algerien bis zur Atlantikküste.

Was tun die Oblaten hier? 

Die Oblaten in der Sahara kümmern sich um christliche Gastarbeiter aus vielen afrikanischen Ländern; sie engagieren sich für Gefangene; sie helfen im Behindertenzentrum; sie sind aktiv im Dialog mit den Muslimen... Sie tun vieles. Aber was tun sie wirklich?

Oblatengemeinschaft in Dakhla

Die Kirche in Dakhla ist ein kleines architektonisches Juwel. Als ich am Flughafen ankam, habe ich bei der Passkontrolle die Adresse meines Aufenthalts angeben müssen. Ich geriet in Schwierigkeiten, weil ich sie nicht dabei hatte. Schließlich schrie mich der Beamte nach langem Gerede an: Igregia [Kirche]! Als wollte er sagen: Hat es so lange gedauert, mir zu sagen, dass du zur Kirche gehst?

Eine genauere Adresse ist nicht nötig. In der gesamten marokkanischen Westsahara gibt es nur zwei christliche Gemeinden, eine in Dakhla und eine 500 Kilometer weiter nördlich, in Laayoune. Beide Pfarreien sind in der Hand derselben Oblatenkommunität. Und das auf einem Gebiet, das so groß ist wie Italien. Sie halten einfach die Gegenwart Jesu in diesem muslimischen Land lebendig.

Jesus präsent halten

Also, die Kirche von Dakhla: Wenn ich darin verweile, den ganzen Tag in einsamer Stille, verstehe ich, was die Oblaten in der Sahara tun. Sie halten einfach die Gegenwart Jesu in diesem muslimischen Land lebendig. Sie sind die Kirche!

Rechtlich sind sie es, weil Pater Mario der Apostolische Präfekt ist, der den Papst vor Ort vertritt. Aber sie sind es vor allem, weil sie die Gegenwart Jesu lebendig halten. Jesus in der Eucharistie, im Tabernakel; Jesus lebendig unter ihnen; Jesus lebendig in der kleinen christlichen Gemeinschaft, die aus armen ausländischen Arbeitern besteht. 

"Stille Gegenwart. Ein Tropfen des Evangeliums im Meer des Islam", wie Pater Carlo sagt.

Was hat Jesus dreißig Jahre lang in Nazareth getan, in der Stille; war das unbedeutend?  30 Jahre des Verbogen-Seins gegenüber 3 Jahren des Predigens. Hat er viel verloren, weil er 30 Jahre nichts getan hat...? Nein, er war Jesus.

Der Autor

Fabio Ciardi, Direktor für Oblatenstudien im Generalhaus, besucht derzeit die Oblatengemeinschaft in der Sahara. Er hat für die dortige Gemeinschaft Exerzitien gehalten und teilt mit uns seine reichen Erfahrungen in der Sahara.