Die Sorge um das „gemeinsame Haus“ Erde
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Mazenodfamilie
Freitag, 21. April 2023

Die Sorge um das „gemeinsame Haus“ Erde

Hitzesommer in Deutschland, Versteppung in Zentralafrika, Überschwemmungen im Ahrtal und versinkende Inseln im Pazifik: Der Klimawandel ist ein globales Phänomen, das vieles in Frage stellt. Doch nicht nur der Mensch ist betroffen: Tierarten sterben aus oder müssen in andere Gegenden abwandern, Wälder verdorren und Korallenriffe verschwinden.

Europa ist vom Klimawandel stärker betroffen als andere Regionen. Der aktuelle Bericht des Copernicus Climate Change Service macht es deutlich – die Temperaturen in Europa stiegen doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt, 2,2 Grad seit dem vorindustriellen Zeitalter.

Aber: Der westliche Kapitalismus hat einen expansiven Charakter: Er lebt davon, immer neue Ressourcen und Märkte zu erschließen, um mehr Wohlstand zu ermöglichen. Dabei lehnt er sich an einen Grundzug des Menschen an, sich neue Räume zu erschließen – sonst hätte sich die Menschheit nicht schon in prähistorischer Zeit über die ganze Erde ausgebreitet.

Wenngleich der Wohlstand ungleich verteilt wird, winkte mit der Übernahme westlich-kapitalistischer Wirtschaftsmodelle bislang ein moderater bis erheblicher Wohlstandszuwachs.

Doch gerade droht diese Rechnung zu kippen. Die Klima- und Umweltkrisen, die der westliche Kapitalismus hervorgebracht hat, bedrohen die Lebensgrundlagen und lassen das Wachstumsversprechen zunehmend als Illusion erscheinen.

Ein wichtiger Baustein für die Auseinandersetzung mit dem Klima- und Umweltwandel bilden die indigenen Völker. 

Hierzu hat der Weinberg schon hier berichtet.

Neue Wege suchen

Die kapitalistischen Gesellschaften leben derzeit nach dem Prinzip Hoffnung.

Aber: Bislang hat sich noch kein Konzept durchgesetzt, das neue Ressourcen erschließen kann, um a) das steigende Wohlstandsbedürfnis einer größer werdenden Weltbevölkerung zu befriedigen und b) die Folgen der Klima- und Umweltkrise zu bewältigen.

Der Tag der Erde erinnert daher daran, wie entscheidend es ist, neue Wege zu suchen, um die Lebensgrundlagen für Menschen und Tiere zu erhalten – eine Aufgabe für alle Gesellschaften auf der Erde.

Sorge um das „gemeinsame Haus“

Eine Aufgabe, der sich auch die Oblatenmissionare stellen. Auf dem Generalkapitel 2022 greifen sie das Wort von Papst Franziskus vom „gemeinsamen Haus“ auf:

„Wir sind auf unsere unzureichenden Bemühungen um den Schutz der Umwelt aufmerksam gemacht worden und sind daher herausgefordert, uns stärker zu engagieren und damit die ökologische Umkehr als grundlegenden Teil unseres Lebens und als integralen Bestandteil unserer Entwicklung zu priorisieren. Papst Franziskus erinnert uns daran, dass „das Ziel nicht darin besteht, Informationen zu sammeln oder unsere Neugier zu befriedigen, sondern sich schmerzlich bewusst zu machen, dass das, was der Welt widerfährt, unser ganz persönliches Leid ist und so zu erkennen, welchen Beitrag jeder einzelne leisten kann“.“

Die Einsicht zur Umkehr beruht also nicht nur auf Klimatabellen – sondern auf einer persönlichen und Mitleidenschaft. Aus dieser Compassion – gesprochen mit Johann Baptist Metz – zieht das Generalkapitel Schlussfolgerungen:

„Wir verpflichten uns, zusammengeschlossen in einer Organisation, aber auch als einzelne Provinzen, Delegaturen, Missionen und Personen, für den Schutz unseres gemeinsamen Hauses zu arbeiten.“

Wir verpflichten uns ... für den Schutz unseres gemeinsamen Hauses zu arbeiten

"Papst Franziskus erinnert uns daran, dass „das Ziel nicht darin besteht, Informationen zu sammeln oder unsere Neugier zu befriedigen, sondern sich schmerzlich bewusst zu machen, dass das, was der Welt widerfährt, unser ganz persönliches Leid ist und so zu erkennen, welchen Beitrag jeder einzelne leisten kann“.“

Die Einsicht zur Umkehr beruht also nicht nur auf Klimatabellen – sondern auf einer persönlichen und Mitleidenschaft. Aus dieser Compassion – gesprochen mit Johann Baptist Metz – zieht das Generalkapitel Schlussfolgerungen:

„Wir verpflichten uns, zusammengeschlossen in einer Organisation, aber auch als einzelne Provinzen, Delegaturen, Missionen und Personen, für den Schutz unseres gemeinsamen Hauses zu arbeiten.“

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Das Generalkapitel der Oblatenmissionare 2022

Bekehrung mit Blick auf die „Mutter Erde“

In diesen Überlegungen wurden die Teilnehmer des Generalkapitels auch vom Papst ermutigt:

„Auf Eurem Generalkapitel habt Ihr auch oft Euer Engagement für das gemeinsame Haus zum Ausdruck gebracht und versucht, es in konkreten Entscheidungen und Handlungen umzusetzen. Ich ermutige Euch, weiterhin dafür zu arbeiten. Unsere Mutter Erde ernährt uns, ohne etwas dafür zu verlangen; es liegt an uns, zur Einsicht zu kommen, dass sie dies nicht weiter tun kann, wenn wir uns nicht um sie kümmern. All das sind Aspekte jener Bekehrung, zu der uns der Herr beständig aufruft“, so Papst Franziskus.

Das Generalkapitel gibt daher der Generalverwaltung auf, einen Aktionsplan zu entwickeln, an dem sich wiederum die einzelnen Provinzen in ihren eigenen Programmen orientieren sollen. Ein Prozess, der alle Oblaten umgreifen soll:

„Jeder Oblate und jede Oblatenkommunität, sowie unsere Institutionen, sollen einen Prozess der Reflexion anstrengen, bei dem alle unsere Aufgaben und Dienste überprüft werden. Daraus ist dann ein konkretes Handlungskonzept zu erarbeiten, das zu einem „prophetischen und kontemplativen Lebensstil“ anleitet, zu einer „Haltung des Herzens“, bei der die Schöpfung mit den Augen unseres gekreuzigten Heilands betrachtet wird und die den liebevollen Blick Jesu (Laudato Si 226) erkennen lässt."

Wie geht der Mensch mit den Tieren um? Zu dieser Frage sprach der Weinberg schon im mit einem Pionier der theologischen Zoologie. 

Hier können Sie weiterlesen. 

Missionarischer Aufbruch

Dieser neue Lebensstil wird aber nicht als Rückzug verstanden, sondern auch als Aufruf zum Mehr. Deswegen sei „die Möglichkeit der Eröffnung einer neuen Mission in Ecuador in Zusammenarbeit mit der Conferencia Interprovincial Oblata de América Latina (CIAL) zu erwägen. Die Neugründung ist als eine konkrete Gelegenheit zur Erneuerung unserer missionarischen Identität zu sehen, die uns verpflichtet, für unser gemeinsames Haus zu sorgen und in besonderer Weise die Ureinwohner zu begleiten.“

In dem Dokument des Generalkapitels zeigt sich, dass die Sorge um das gemeinsame Haus mehr ist, als das ängstliche Starren auf den CO2-Ausstoß. Es ist ein Weg, auf dem Menschen zu sich selbst finden, der die Chance bietet für eine gerechtere, weltweite Gesellschaft. Gewiss: Der Klimawandel nötigt Menschen auch Verzicht auf. Aber es öffnet sich auch ein Raum, der einen missionarischen Aufbruch ermöglicht.

Fotos

Header-Foto: JodyDellDavis (pixabay)

Bild: Technische Umwelt: Fancygrave1 (Pixabay)

Bild Generalkapitel: OMI 

 

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