Wo in den Gaststätten geschnurrt wird
Vorschau Narren Fasnet
Orientierung
Mittwoch, 26. Februar 2025

Wo in den Gaststätten geschnurrt wird

Wo auch immer die Tage vor Aschermittwoch in Gemeinschaft, Freude und Ausgelassenheit begangen werden, werden sie gerne „Die fünfte Jahreszeit“ genannt. 

In der Kölner Gegend wird Karneval mit dem Ruf ALAAF gefeiert. In Düsseldorf allerdings heißt es schon HELAU und auch den Rhein hinunter bis nach Mainz und darüber hinaus. Im Schwarzwald wird auf den Narrenruf NARRI vielerorts mit NARRO geantwortet. Und nicht nur der Ruf ist ein anderer. Im Süden Deutschlands hat die Alemannische Fasnet ganz andere Bräuche und Kostüme als in den westlichen Regionen. Gemeinsam ist aber allen der 11. November als der offizielle Beginn der närrischen Zeit. Richtig los geht es allerorten im Januar – nach den Weihnachtsfeiertagen. Im Norden beginnen die zahlreichen Prunksitzungen mit Büttenreden, Garden, Funkemariechen und Musikgruppen. Im Süden finden schon die ersten Nachtumzüge und Narrenzunfttreffen statt. 

Die Weihnachtsbäume werden wiederverwendet

Aus den vielen lokal und regional sehr unterschiedlichen Narrenbräuchen möchte ich die Schwarzwälder Fasnet im Kinzigtal aus Wolfach vorstellen. 

Allerorten sind ab Jahresbeginn die Straßen mit wimpelartigen Stofffetzen geschmückt, wie es im Rheinland und Westfalen zum Schützenfest Brauch ist. Auch die Weihnachtsbäume, die das Weihnachtsfest überstanden haben, werden vor den Häusern aufgestellt und mit Luftballons, Stoffstücken und Papierschleifen geschmückt. Ortseingangsschilder werden auf den Kopf gedreht und Warndreiecke mit dem Vermerk Narrentreiben sind an den Ortseingangsschildern zu finden. 

Vorschau Narren Fasnet
Im Schwarzwald gibt es weniger Funkenmariechen, dafür mehr Gilden mit Kostümen

Kaffeetanten gehen um

Am Schmutzigen Dunnschdig (Altweiberfasnacht) findet um 9.00 Uhr am Narrenbrunnen die Schüler-Befreiung statt. Es folgt um 10.30 Uhr die erste von drei Elfemess (auch am Schellenmontag und Fastnachtsdienstag), die zunächst auf den Straßen stattfinden und in den Gaststätten enden. Musik und zahlreiche Hanseln (typische ortseigene Kostümierung) führen einen Umzug an, in dem auf närrische Weise Begebenheiten im persönlichen und öffentlichen Bereich szenisch dargestellt werden. Kaffeetanten und Trommler ziehen am Donnerstag, Samstag und Dienstag nachmittags um die Stadt und treffen sich danach jeweils zum gemütlichen Närrischen Kaffee. Mit dem Kaffeetantenball am Donnerstagabend endet der erste ganz ausgefüllte Tag der Wolfacher Fasnet. Mit dem Zunftball am Samstagabend und der Teilnahme am närrischen Umzug in Hausach geht es zunächst etwas ruhiger weiter. 

Mit dem Wohlauf, dem historischen Narrenwecken am Schellemendig (Rosenmontag) vor Sonnenanbruch um 5.30 Uhr setzt sich der Umzugsmarathon von insgesamt zwölf Umzügen in sieben Tagen fort. 

„Ihr Narre’ hört, vernehmt und wisst“

Zum Wohlauf finden sich Hunderte, mit Nachthemden und Schlafmützen gekleidete Narren, mit Laterne, nur mit Wachskerzen bestückt, vor dem Schlosstor ein. Mit Krawall aus Hörnern, Pfeifen, Posaunen, Blechdeckeln, Stahlflaschen und Glocken setzt sich der Zug in Bewegung. Auf einem Bett in der Mitte dieser lautstarken Versammlung befindet sich der mit einem Nachtgewand bekleidete Wohlaufsänger. Dieses Bett wird mit einem Karren durch die Stadt gezogen, welcher jeweils an den zwölf Stationen anhält, an denen früher der städtische Nachtwächter sein Lied anstimmte und nun der Wohlaufsänger aus dem Bett springt und singt: 

„Wohlauf! Wohlauf! / Ihr Narre’ hört, vernehmt und wisst: / Der Narrotag erstanden ist. / Der Tag fängt an zu leuchten / De’ Narro wie de’ G’scheiten. / Der Narrotag, der nie versag’; / Wünsch alle’ Narro’ e’ guete Tag!“ Der Gesang, der sich an allen Wegpunkten wiederholt, endet jeweils wieder in einem lautstarken Getöse der Narren.

Ein Ende mit dem Geldbeutelauswaschen

Am Nachmittag begibt sich alles, was ein Häs (Narrenkostüm) hat oder am Festspiel teilnimmt vor das Wolfacher Schlosstor zum Umzug. Neben den zahlreichen Hanselgruppen bilden vor allem die Akteure des sich an den Umzug anschließenden närrischen Festspieles, das auf einer Bühne vor dem Rathaus aufgeführt wird, den Kern des Umzuges. 

Am Fastnetsdienschdig (Veilchendienstag) ist nachmittags der große Kinderumzug mit anschließender Ausgabe von Würsten und Brezeln an die Kinder, danach der Kinderball und abends der Nasenzug, einer der Höhepunkte der Wolfacher Fasnet.

Als Anschluss der Fasnet findet am Aschermittwoch die Geldbeutelwäsche am Brunnen vor dem Rathaus statt.