
Wie kommt Gott in die Welt?
Neun Monate vor Weihnachten feiert die Kirche „Verkündigung des Herrn“. Sie erinnert dabei daran, wie der Engel Gabriel Maria die Botschaft überbringt, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen soll.

Maria, die junge Frau von Nazaret, wäre da wohl als Erste zu fragen, wie Gott in die Welt kommt. Vielleicht wäre ihre erste Auskunft: Sowas kann man sich ja zunächst mal gar nicht vorstellen. Oder: Warum sollte man so etwas fragen, wenn doch in der Geschichte Gottes mit seinem Volk immer wieder deutlich gesagt und gezeigt wird, wie Gott in der Welt ist, wie er sie geschaffen hat und im Dasein erhält. Wie er regelrecht mit seinem Volk durch die Geschichte wandert.
Es fehlt nicht an Gelegenheiten, Gottes Gegenwart in der Welt und im Leben der Menschen zu spüren. Aber in dieser Geschichte fehlt es auch nicht an Hinweisen, dass Gott noch gewaltige Pläne für die Zukunft hat. Das Volk ist voller Erwartung, aber klare Vorstellungen gibt es nicht. Wer will schon etwas wissen von dem, was Gott will. Und darum geht es, dass einer kommt, der von Gott kommt. Sein Name wird sein Immanuel, Gott mit uns. Aber er wird nicht vom Himmel herabsteigen, sondern sich einen Menschen wählen:
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären.
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären. Das ist die sehr frühe Botschaft des Propheten Jesaja (vgl. Jes 7,14). Und es hat mehr als siebenhundert Jahre gedauert, bis die Zeit erfüllt war und Gott seinen Sohn in die Welt sandte. Aber selbst die auserwählte Frau von Nazaret stellt - nachdem sie sich vom ersten Schrecken über die Anrede des Engels erholt hat - die sehr menschliche Frage: Wie soll das geschehen? Und darauf gibt es keine nur menschliche Antwort.
Maria erfährt, wie Gott sich das gedacht hat, wenn Jesus, der Sohn Gottes, ein Mensch unter den Menschen wird. Nach ihren ersten Einwänden wird deutlich, was es bedeutet, wenn ein Mensch begnadet ist, wie es der Engel von ihr sagt.
Begnadet, das könnte so etwas wie eine bereinigte Denkweise bedeuten. Der Mensch kann denken wie vor dem Sündenfall. Der Mensch fühlt sich wohl, wenn er den Gedanken Gottes folgen kann, auch dann, wenn er mit seinem ganzen Leben für die Ideen Gottes in Anspruch genommen wird. Ja, ich bin die Magd des Herrn. Da fühlt sich ein Mensch nicht seines Denkens oder seiner Freiheit beraubt. Die Entscheidung ist ein Jawort zu allem, was kommen wird, weil der Mensch mit letzter Konsequenz auf den vertraut, der ihn mit unglaublich zarter Liebe erwählt und für die Aufgabe bereitet hat.
Bei seiner Afrikareise hat Papst Benedikt vor den Jugendlichen in Angola gesagt: „Fasst Mut! Wagt es, endgültige Entscheidungen zu fällen, denn in Wahrheit sind diese Entscheidungen die einzigen, die eure Freiheit nicht zerstören. - Nur wer bereit ist für ein Abenteuer im Vertrauen auf Gott, wird ein Leben führen, das ‚würdig zu leben‘ ist.“
Im Gotteslob wird das Ja-Wort Mariens so ausgedrückt: „Maria, du hast Ja gesagt zu Gottes Ruf und Gnade. Den ganzen Weg hast du gewagt; begleite unsre Pfade, dass ihn, den du empfangen hast, auch unser Herz mit Freude fasst und Raum gibt seiner Liebe (GL 528,3).
Der Liebe Raum geben ist ein sehr tröstliches Wort, das die Angst vor der Überforderung nehmen kann. Gott handelt, und er handelt wunderbar.