Voranschreiten mit dem Herrn
Am Fronleichnamsfest, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ richtet sich der Blick der Kirche auf die Eucharistie. Katholiken feiern wir das am Donnerstag nach Dreifaltigkeitssonntag, also am 60. Tag nach Ostern. Wo Fronleichnam kein staatlicher Feiertag ist wird das Fest auf darauffolgenden Sonntag verlegt. Vielerorts wird der Tag mit feierlichen Prozessionen durch die Städte und Dörfer begangen. Das Wort „Prozession“ kommt vom Lateinischen „procedere“, was „voranschreiten“ bedeutet. Christus wird in der heiligen Eucharistie durch die Orte getragen und so hinein in die Lebenswelt der Menschen gebracht.
Die Visionen einer Nonne
Das Fest geht zurück auf die Visionen der heiligen Juliana von Lüttich, in der sie die Notwendigkeit eines Festes zu Ehren der Eucharistie gesehen hat. Papst Benedikt XVI. erklärte die Visionen der Ordensfrau in einer Katechese einmal so: „In der Vision zeigte sich der Mond in seinem vollen Glanz, von einem dunklen Streifen durchquert. … Der Mond symbolisierte das Leben der Kirche auf der Erde, die trübe Linie dagegen das Fehlen eines liturgischen Festes, für dessen Einführung Juliana sich tatkräftig einsetzen sollte: ein Fest, bei dem die Gläubigen die Eucharistie anbeten konnten, um den Glauben zu mehren, die Übung der Tugenden zu fördern und die Schmähungen des Allerheiligsten Sakraments zu sühnen“.
20 Jahre Schweigen
Rund 20 Jahre redete Juliana nicht über ihre Visionen, bis sie sich, mittlerweile Oberin eines Klosters, bis sie anderen Gläubigen davon berichtete. Das so Benedikt XVI. „kommt im Leben der Heiligen häufig vor: Um die Bestätigung zu erhalten, dass eine Eingebung von Gott kommt, ist es immer nötig, sich ins Gebet zu versenken, geduldig warten zu können, die Freundschaft und die Gegenüberstellung mit anderen guten Seelen zu suchen und alles dem Urteil der Hirten der Kirche zu unterwerfen“.
Der Bischof von Lüttich, Robert von Thorote, griff Anregung Julianas und ihrer Gefährtinnen auf und führte erstmalig das Fronleichnamsfest in seiner Diözese ein. Später folgten andere Bischöfe seinem Beispiel. Papst Urban IV. fügte das Fest im Jahr 1264 in den liturgischen Kalender der Gesamtkirche ein.