Valentinstag: Von Märtyrern zu verliebten Vögeln
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Montag, 13. Februar 2023
Zum Valentinstag

Von Märtyrern, verliebten Vögel und Blumenhändlern

„Ich bin schon krank vor Liebe / meine süße Valentine“

So dichtete Herzog Karl von Orléans in englischer Gefangenschaft an seine Frau.

Der französische Poet aus dem Haus Valois gibt damit im 15. Jahrhundert Auskunft über eine Tradition, die bis heute fortbesteht: Der Verbindung des Gedenktages des hl. Valentin mit Romantik und Liebe. Dabei ist der Valentin ein unwahrscheinlicher Heiliger und seine Vita legt Romantik nicht nahe. Denn über ihn kann gesagt werden: Wer war er und wenn ja, wie viele?

Zwei Legenden

Der 14. Februar war der Gedenktag mehrerer heiliger Valentins. Zunächst des hl. Valentinus von Rom. Seine Vita bietet noch am ehesten Anklänge für romantische Erzählungen: Er soll Soldaten getraut haben, denen das Heiraten verboten war. Während der Christenverfolgung soll er Gottesdienste abgehalten haben und dafür 269 das Martyrium erlitten haben. Seine Reliquien wurden in den Katakomben von San Valentino in Rom aufbewahrt, die ein wichtiger Wallfahrtsort waren. Im Hochmittelalter wurden seine Gebeine auf den Aventin überführt. Eine mit Blumen gekrönte Schädelreliquien wird noch heute in der Basilika Santa Maria in Cosmedin in Rom verehrt.

Ein anderer Heiliger Valentin ist Valentinus von Terni. Er war Bischof der gleichnamigen Stadt in Umbrien und soll während der Verfolgung unter Kaiser Aurel Jahren 273 das Martyrium erlitten haben. Wie auch der hl. Valentinus von Rom wurde er an der Via Flaminia nahe der ewigen Stadt beerdigt. Seine Reliquien befinden sich in der Basilika in Terni.

Freilich herrscht in der Forschung Uneinigkeit darüber, ob es wirklich diese beiden Heiligen gab oder ob vielleicht eine Person Vorlage für beide Legenden war. Die zeitliche Nähe des Martyriums wie die überlieferten Grabstätten an der Via Flaminia deuten darauf hin. Aufgrund der Unsicherheiten wurden die Heiligen 1969 aus dem römischen Heiligenkalender gestrichen. Und davor waren ihre Legenden zwar sehr bekannt, wurden aber jahrhundertelang nicht mit der romantischen Liebe in Verbindung gebracht.

Eine neue Tradition entsteht

Das änderte sich im ausgehenden Mittelalter. Ein erstes Zeugnis dafür ist ein Gedicht des englischen Autors Geoffrey Chaucer (1342/43-1400) aus dem Parlement of Foules von 1382 - Parlament der Vögel. Darin schrieb der Dichter:

For this was on seynt Volantynys day / Whan euery bryd comyth there to chese his make.“

„Es geschah am Valentinstag / Als jeder Vogel kam, um seinen Partner zu wählen.“

Eine erste Beschreibung eines Festes der Liebe am Valentinstag stammt aus dem Charter of the Court of Love. Es soll 1400 von König Karl VI. von Frankreich herausgegeben worden sein und große Festlichkeiten am Hof des Königs beschreiben. Allerdings sind diese Festlichkeiten sonst nirgendwo verzeichnet.

Das Motiv der Valentine oder des Valentins als Liebende am Tag des Heiligen fand besonders in der englischen Literatur weiterhin Verwendung, so etwa bei William Shakespeares im Hamlet.

Gedicht-Tipps für einfallslose Liebhaber

Der Brauch, sich gegenseitig zu beschenken und Karten zu schreiben, verbreitete sich seit dem 18. Jahrhundert zunächst in Großbritannien. Und mit diesem Brauch kamen Massenprodukte auf. So brachte etwa ein britischer Verleger 1797 The Young Man’s Valentine Writer heraus - es enthielt Verse für junge Liebhaber, die nicht selbst dichten konnten. Besonders in England nahm die Produktion von Valentinskarten und anderen passenden Geschenken seit dem 19. Jahrhundert erheblich zu und griff auf die Vereinigten Staaten über.

Aus dem angloamerikanischen Raum heraus verbreitete sich dieses moderne Valentins-Brauchtum auch in andere Regionen. So wurde es in Westdeutschland durch stationierte US-Soldaten bekannt. Damit verdrängte diese moderne Tradition regionales Brauchtum auf dem Kontinent. So wurde in einigen Ländern Europas der Valentinstag mit dem Frühlingsanfang verbunden. Das hing damit zusammen, dass vor der gregorianischen Kalenderreform 1582 die Tag-und-Nacht-Gleiche am 14. Februar stattfand; mit dieser beginnt der Frühling.

Die Rückkehr des hl. Valentin

Aber mit der modernen Valentins-Tradition kehrte Valentin in die katholische Kirche zurück. Viele Gemeinden bieten mittlerweile an diesem Tag Segnungen von Paaren an. Denn auch wenn die unterschiedlichen hl. Valentini nichts oder wenig mit der romantischen Liebe verbinden. Sie bleiben Zeugen der Liebe Gottes zu den Menschen, die sich im Segen ausdrückt.