Immer noch Neues entdecken
„Entdecken“ bedeutet, etwas zuvor Unbekanntes, Verborgenes oder Neues zu finden, wahrzunehmen oder zu bemerken. So entdecken wir zum Beispiel einen neuen Weg durch die Stadt. Forscher entdecken neue Methoden oder Heilmittel. Und manchmal entdecken wir emotional eine ganz andere Seite an uns selbst.
Auch der Glaube lebt von der Entdeckung. In der Theologie nennen wir das Offenbarung: Gott hat sich in Jesus Christus offenbart – er deckt sich auf, lässt sich finden. Diese Offenbarung ist im Christentum abgeschlossen. Doch wenn wir uns diesem göttlichen Akt stellen, begeben wir uns automatisch auf Entdeckungstour.
Für Christinnen und Christen ist der Glaube eine einzige Entdeckungsreise: Je mehr wir uns mit Christus auseinandersetzen, desto mehr entdecken wir von Gott, von uns selbst und vom Sinn des Lebens.
Wer war Stanislaus Kostka?
Stanisław Kostka wurde am 28. Oktober 1550 als polnischer Adeliger auf Schloss Rostkowo bei Masowien geboren. Nachdem er 1567 das Jesuitenkolleg in Wien absolviert hatte, wollte er im Alter von nur 17 Jahren in die erst 1534 vom heiligen Ignatius von Loyola (1491–1556) gegründete Gesellschaft Jesu eintreten.
Da seine Eltern diesen Wunsch nicht unterstützten, verließ er heimlich über Nacht Wien und machte sich zu Fuß auf den Weg nach Rom, ins Noviziat der Jesuiten. Unterwegs hielt er in Dillingen an der Donau bei den Jesuiten und traf dort den heiligen Petrus Canisius (1521–1597).
Im Oktober 1567 kam Stanisław in Rom an und wurde in den Orden aufgenommen. Am 15. August 1568, nur wenige Monate später, starb er an den Folgen eines Fieberanfalls.
Stanislaus Kostka wurde 1605 selig- und am 31. Dezember 1726 heiliggesprochen, gemeinsam mit dem Jesuiten-Novizen Aloysius Gonzaga (1568–1591).
Was könnte der heilige Stanislaus Kostka von mir wollen?
Der heilige Stanislaus Kostka starb viel zu jung. Er war noch Novize – ein Neuling, der alles erst kennenlernen musste: die Geschichte seines klösterlichen Zuhauses, die Traditionen, Regeln, Pflichten und Lebensweisen. Schließlich sollte er Christus, der in allem zu finden ist, neu entdecken.
Früher wuchsen die meisten Katholikinnen und Katholiken von Kindesbeinen an selbstverständlich in den ererbten Glauben hinein und fanden automatisch ihren Platz im kirchlichen Leben. Das war einmal.
Heute ist das die Ausnahme. Im deutschen Sprachraum war die Unwissenheit über christliche Geschichte, kirchliche Traditionen, Regeln und Lebensweisen wohl noch nie so groß wie heute. Das Leben Jesu droht in Vergessenheit zu geraten. Und zugleich erleben wir ein merkwürdiges Phänomen: Wie viele „Katholiken“ erklären anderen den Glauben – ohne wirklich Ahnung zu haben?
Der heilige Stanislaus Kostka wollte das Neue für sein Leben kennenlernen. Er floh von zu Hause, um sein Leben ganz neu zu definieren. Das brauchen wir heute nicht. Aber ist es nicht notwendig, den Glauben oder zumindest einzelne Dimensionen des Glaubens neu für das persönliche Leben zu entdecken?