Rosenkranz
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Orientierung
Freitag, 10. Oktober 2025

Ein Gebet, das Leben rettet

In einer kleinen Pfarrkirche knien 20 ältere Damen in der Bank. Bis zur Messe ist es noch eine halbe Stunde hin, der Küster hat schon mal die Kerzen angesteckt, es riecht etwas nach Weihrauch vom letzten Sonntag und dem Wachs der brennenden Kerzen. Langsam lassen die Frauen eine Gebetskette durch ihre Finger gleiten, es klickt leise, wenn die Perlen einander berühren. Der Rosenkranz wird routiniert, fast leiernd gebetet.

Für viele junge Menschen wirkt dieses Bild abschreckend. So wollen sie nicht beten. Stattdessen sitzen sie in einem Achtsamkeitsretreat auf einer Yoga-Matte in einem weißen, hellen Raum mit Räucherstäbchen und beten leise ihr Mantra, während die Leiterin gegen eine Klangschale schlägt und ein tiefer Gong den Raum erfüllt.

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In vielen Mediationsformen begegnet man vor allem sich selbst – im Rosenkranz Christus. Foto: THLT LCX (unsplash)

Weniger glamourös – aber stärkend

Daher haben sich Forscher aus Italien, Polen und Spanien der Frage gewidmet, wie der Rosenkranz sich auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit auswirkt.

Sie fanden heraus: Teilnehmer, die den Rosenkranz beteten, berichten von einem höheren Wohlbefinden, gesteigerter Empathie und weniger spirituellen Ängsten – ähnlich wie das bei anderen Meditationsformen der Fall ist.

Eine Teilnehmerin der Studie sagte:
„Das Rosenkranzgebet hat mir das Leben gerettet. Nach dem Tod meines Mannes konnte ich den Schmerz und die Leere nicht ertragen. Jeden Tag griff ich zum Rosenkranz und er gab mir die Kraft, diese schweren Momente zu überstehen. Ohne ihn weiß ich nicht, wie ich es geschafft hätte.“

Die Studie zeigt außerdem: Durch das Beten des Rosenkranzes kann es zu einer Verringerung von Depressionen und einem gesteigerten Optimismus für die Zukunft kommen. Diese Effekte stehen denen von Achtsamkeitsmeditation in nichts nach.

Achtsamkeit ist „glamourös, modisch und interessant, während der Rosenkranz out, veraltet, langweilig und uninteressant ist“, stellten die Forscher fest. Ihre Daten deuten jedoch darauf hin: Diese Wahrnehmung ist eher auf kulturelle Mode als auf empirische Realität zurückzuführen.

Mit Maria Jesus besuchen

Jenseits der messbaren Wirkungen des Rosenkranzes besitzt er eine geistige Tiefe, die den Beter in das Christusgeheimnis führt.

Der hl. Johannes Paul II. führt das in seinem Apostolischen Schreiben Rosarium Virginis Mariae aus:
„Christus ist der Lehrer schlechthin, der Offenbarer und die Offenbarung. Es genügt nicht nur, die Dinge zu lernen, die Er gelehrt hat, sondern, ihn selbst zu lernen.“

Der Rosenkranz ist als betrachtendes Gebet hierfür geeignet, da er in die verschiedenen Lebensstationen Jesu einführt und zur Betrachtung einlädt.

Der sel. Bartolo Longo sagt dazu:
„Wie zwei Freunde, die sich öfters besuchen, sich in ihren Gewohnheiten anzugleichen pflegen, so auch wir, die wir in familiärer Vertrautheit mit Jesus und der Jungfrau in der Betrachtung der Rosenkranzgeheimnisse sprechen.“

In diesem Charakter eines freundschaftlichen Besuches liegt der Unterschied des Rosenkranzes zu anderen Meditationsformen, die in der Moderne beliebt sind. Die meisten dieser Formen fokussieren sich auf die Meditierenden, ihre innere Mitte. Man taucht dort in sich selbst ein.

Das ist beim Rosenkranzgebet eher eine Nebenfolge. Stattdessen geht es darum, Christus zu entdecken und ihm ähnlicher zu werden. Neben anderen Erwägungen ist die Wahl der Meditationsform also auch eine Entscheidung darum, wem man begegnen möchte: sich selbst oder Christus.