Magischer Jahreswechsel: Die Raunächte und ihre Geschichten
Die Grenze zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt wird dünn. Die Geister der Ahnen und Dämonen, in Felle gehüllt, schleichen umher. In den Träumen lüftet sich kurz der Schleier, der über der Zukunft liegt.
All das soll während der Raunächte passieren. Das ist die Zeit zwischen Heiligabend und dem 6. Januar. Denn sie gelten als magisch.
Alter Volksglauben lebt weiter
In den Traditionen über die Raunächte verdichten sich viele magische Vorstellungen, die in die vorchristliche Zeit Europas zurückreichen. Einige Forscher verweisen auf die germanischen Winter- und Lichtfeste, andere auf keltische und slawische Einflüsse.
Während der Raunächte kommen laut dem Volksglauben in vielen Regionen die Geister aus der unsichtbaren Welt herüber. Viel Brauchtum dreht sich daher darum, die Geister entweder fernzuhalten oder von ihnen Schutz für das kommende Jahr zu erbitten.
Wilde Nächte zum Ausräuchern
Und wieso heisst es "Raunächte"? Hierzu gibt es verschiedene Theorien: Es könnte auf die Geister verweisen, die in Pelz gekleidet umherwandern. Andere vermuten eine Verbindung zum althochdeutschen Wort „rauen“ für „rau“ oder „wild“. Wieder andere Forscher gehen eher von einem Verweis auf die Tradition aus, das Haus Auszuräuchern.
Denn für die 12 Nächte und 11 Tage haben sich viele Traditionen erhalten. In einigen Regionen durfte man in dieser Zeit keine Wäsche aufhängen – denn die Geister könnten sich darin verfangen. Wer Türen zuschlug, der beschwor nach einem anderen Volksglauben Gewitter herauf. Neben Verboten gab es aber auch Vorstellungen für positive Wirkungen: So wurden in einigen Regionen am Anfang der Raunächte 13 Wünsche auf kleine Zettel geschrieben. Ab der Nacht zum 25. Dezember wird jeden Tag immer ein Zettel in einer Feuerschale verbrannt. Diese Wünsche sollen dann in Erfüllung gehen, da sich die Geister ihrer annehmen. Der 13. Wunsch hingegen muss von einem selbst erfüllt werden.
Musik und Böller vertreiben die Dämonen
In einigen Orten Österreichs und der Schweiz kann man zudem die Perchtläufe beobachten. Geister und Dämonen sollen während der Raunächte in die Welt der Lebenden eindringen, Menschen bestrafen und belohnen. So erscheint Frau Percht oder Frau Holle. Sie belohnt Fleiß und Ordnung und bestraft Ungehorsam und Unordnung. Dabei wird sie von Dämonen, Schönprechten, Musikern und Tänzern begleitet. Die Teilnehmer ziehen mit Masken und Pelzumhängen durch die Orte, der Klang von Kuhglocken, Glockenspielen und Trommeln soll Geister vertreiben.
Auf die Vertreibung der Geister soll auch das Silvesterfeuerwerk zurückgehen. Durch das Knallen um Mitternacht werden böse Geister vom neuen Jahr ferngehalten.
So sind die Raunächte Zeiten, in denen die Menschen mit alten Vorstellungen wieder in Kontakt kommen.
Fotos
Header: Jan Czeczotka, CC BY-SA 4.0