Eine kurze Reise nach Rom
Rom: die ewige Stadt, die Stadt der römischen Kaiser, der Päpste, das Haupt Italiens - kaum ein anderer Ort auf der Welt hat eine so dichte Geschichte aufzuweisen, an kaum einem anderen Ort auf der Welt sind so viele Baudenkmäler so konzentriert versammelt wie dort.
Grund genug für eine Reise dorthin.
Wenn Sie nicht nur mit Tausenden anderen vor dem Petersdom Schlange stehen wollen, dann lesen Sie hier, wo sie auch jenseits der ganz ausgetretenen Pfade Rom erleben können.
San Clemente
Zwischen Kolosseum und Lateran gelegen, schreiten die Besuchermassen gerne an der unscheinbar wirkenden Kirche San Clemente vorbei. Dabei handelt es sich aus historischer Perspektive um eine der wichtigsten Kirchen Roms.
Die Basilika ist dem heiligen Papst Clemens (1. Jahrhundert n. Chr.) geweiht, einem der ersten Bischöfe Roms. Die Anlage besteht aus drei Ebenen: den Resten einer antiken römischen Bebauung der ersten drei Jahrhunderte nach Christus, einer frühchristlichen Basilika aus dem vierten Jahrhundert und einer mittelalterlichen Basilika aus dem zwölften Jahrhundert. Zu den Besonderheiten gehört es dabei, dass die römischen Ausgrabungen unter der heutigen Kirche besucht werden können.
San Clemente stellt zudem das Muster eines Kirchenbaus dar, wie er bis ins Mittelalter für die Stadt typisch war: Die Anlage beginnt mit einem Atrium, also einem Innenhof, der in eine Vorhalle führt. Damit wurde der Gang von der profanen Umwelt zum sakralen Raum markiert. Im Inneren zeigt sich eine klassische Basilikaform: Ein Hauptschiff, das in eine Apsis mündet, mit einer Kassettendecke, zwei niedrigere Seitenschiffe. Dieser Bautypus ist an die römisch-antike Markt- und Versammlungshalle angelehnt, eben die Basilika.
Ungewöhnlich an San Clemente: der in das Hauptschiff hineingebaute Chor aus Marmor. Für Liebhaber der Liturgie sind besonders die beiden erhöhten Pulte von Interesse: Sie verweisen auf die traditionelle Praxis, das Evangelium nicht zum Volk, sondern, wie ein Gebet, zum Altar hin vorzutragen.
Die Domus Aurea
Ganz in der Nähe von San Clemente liegt das goldene Haus Neros, die Domus Aurea. Es gehörte einst zu einem riesigen Palast, den der römische Kaiser (37 bis 68 n. Chr.) nach dem Brand Roms errichten ließ.
Von der weitläufigen Anlage, die unter seinen Nachfolgern größtenteils wieder aufgegeben wurde, ist kaum noch etwas erhalten. In der Nähe der Trajansthermen, am Aufgang des Oppius vom Kolosseum her gelegen, finden sich noch Überreste. Nach jahrzehntelanger Restaurierung kann das Gebäude seit den 2000ern von der Öffentlichkeit besucht werden.
Freilich ist dafür gute Planung nötig: Der Besuch ist nur am Wochenende im Rahmen von Führungen möglich. Wer es schafft, eines der Tickets zu ergattern, wird dafür reich belohnt. Die verwinkelte Anlage bietet einige der beeindruckendsten antiken Fresken, die aus dem ersten Jahrhundert vor Christus außerhalb von Pompeji der Nachwelt erhalten geblieben sind.
Der Palatin
Bleiben wir bei einem Palast: Wer vom Kolosseum kommend auf dem Forum steht, dem eröffnen sich zwei Möglichkeiten. Erstens: Er wandelt durch die antike Talsenke bis zum Tabularium, hinter dem das Kapitol aufragt. Von dort geht es nach rechts auf die Via dei fori imperiali. Wer freilich noch etwas länger in der antiken Welt verweilen möchte, für den bietet es sich an, sich vom Titusbogen aus nach links zu wenden.
Dort geht es steil den Berg hinauf zum Palatin. Doch der Aufstieg lohnt sich. Dereinst residierten dort die römischen Imperatoren und vor Ihnen die Senatorenschicht der Republik. Es war der römische Kaiser Domitian, der den größten Teil des Palatin mit einem Palast überbaute. Die Grundmauern der gewaltigen, im Vergleich zum Forum etwas sterilen Anlage, finden sich noch heute im archäologischen Park.
Für den archäologischen Feinschmecker ist daneben ein kleiner Schlenker zum Haus des Augustus zu empfehlen, dem Komplex eines größeren römischen Wohnhauses, in dem der erste Kaiser residierte. Dabei ist zu beachten, dass die Öffnungszeiten deutlich begrenzter sind als auf dem restlichen Palatin, um die verwinkelte und empfindliche Anlagen vor Besucherströmen zu schützen. Wer hineinkommt, dem bietet sich der Eindruck eines Wohnhauses der römischen Aristokratie des 1. Jahrhunderts nach Christus.
Via Appia Antica
Wer das Zentrum verlassen und etwas Ruhe vom römischen Stadtgewimmel möchte, für den bietet sich ein Gang über die Via Appia Antica an. Die frühere regina viarum, die Königin der Straßen, wurde als eine der ersten Überland- Straßen 312 v. Chr. durch Appius Claudius Caecus angelegt.
Sie führt vom Südwesten der Stadt nach Brindisi am Absatz des italienischen Stiefels. Noch heute wird die Straße an einigen Stellen für den Autoverkehr genutzt und ist teilweise überbaut. Ab San Sebastiano fuori le mura führt kein Autoverkehr mehr über die antiken Pflastersteine, was Wanderern einen idyllischen Spaziergang ermöglicht oder eine entspannte Radtour.
Die Kirche San Sebastiano gehört traditionell zu den sieben römischen Pilgerkirchen. Früher war es Tradition, dass alle sieben Kirchen, von denen viele außerhalb der römischen Kernstadt liegen, an einem Tag zu Fuß abgeschritten wurden. Ein Spaziergang zwischen San Sebastiano auf oder neben der Via Appia bietet zugleich den Gewinn, an mehreren Katakomben vorbeizukommen, unter anderem der bedeutenden Kallistus-Katakombe.
Einer Legende nach begegnete Petrus an der Stelle der Kirche Santa Maria im Palmis Jesus, als ersterer vor der drohenden Verfolgung aus der Stadt fliehen wollte. Bei den dort gezeigten vermeintlichen Fußabdrücken Jesu handelt es sich aber um eine Votivtafel aus der Antike.
Die Villa Adriana in Tivoli
Wer die Zeit mitgebracht hat, eine kleine Tagesreise außerhalb Roms zu unternehmen, ist in Tivoli richtig. Die kleine Stadt ist mit dem Bus gut erreichbar und bietet eine der beeindruckendsten antiken Anlagen: die Villa Adriana.
Es handelt sich um die größte geschlossene antike Anlage in der Umgebung Roms. Sie ist benannt nach ihrem Erbauer, dem römischen Kaiser Hadrian (76 bis 138 n.Chr.). Anders als viele andere Imperatoren regierte er die Provinzen nicht nur von Rom aus, sondern lernte sein Reich auf langen Reisen kennen. Aus den Regionen seines Imperiums brachte er zahlreiche Eindrücke mit, die sich in der Villa Adriana wiederfinden.
Der große Landpalast ist eine komplexe, aus vielen verschiedenen Gebäuden zusammengesetzte Anlage. Was sie einzigartig macht: der sehr gute Erhaltungszustand und die hervorragende archäologische Aufarbeitung, verbunden mit der Größe des Areals und der relativen Ruhe der Gegend.