Die Wartezeit auf eine Psychotherapie überbrücken
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Freitag, 13. Januar 2023
Kirchliche Beratungsangebote

Die Wartezeit auf eine Psychotherapie überbrücken

Depressionen, Angst- und Essstörungen – es gibt viele Gründe, sich Hilfe bei einem Psychotherapeuten oder Psychiater zu suchen. Doch diese sind meist überlastet, lange Wartezeiten auf ein Erstgespräch sind die Regel. Dabei kann man auch diese Zeit gut für sich nutzen - und nicht immer muss es gleich eine Psychotherapie sein.

Der Landshuter Verhaltenstherapeut Benedikt Waldherr verweist etwa auf Beratungsangebote der katholischen und evangelischen Kirche. Immer weniger Menschen haben nach seiner Beobachtung kirchliche Beratungsstellen oder auch psychosoziale Angebote von Caritas und Diakonischem Werk auf dem Schirm. Dabei gebe es zahlreiche gute Angebote „unterhalb der Psychotherapie-Schwelle“. Solche Beratungsangebote haben laut Waldherr eine wichtige Funktion, weil dort unter anderem geklärt werde, ob jemand überhaupt eine Psychotherapie benötige. Oft brauchten ratsuchende Menschen etwas anderes - etwa medizinische Hilfe, eine Ehe- oder eine Schuldnerberatung.

Wo finde ich anonym und kostenlos Hilfe?

Jederzeit ein offenes Ohr finden Menschen in psychischen Krisen bei der Telefonseelsorge - anonym und kostenlos unter 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

In Bayern gibt es zudem noch den psychischen Krisendienst, der rund um die Uhr unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 / 655 3000 erreichbar ist.

Normale Krisen gehören zum Leben

Ein Grund für den Run auf Therapeuten sieht der Vorstand des Bundesverbandes der Vertragspsychotherapeuten auch in Medienberichten über psychische Krisen. „Relativ viel wird gleich als psychische Erkrankung angesehen“, sagt der Experte. Grundsätzlich schwinde in der Gesellschaft das Bewusstsein, „dass normale Krisen zum Leben gehören“.

Um die Wartezeit auf eine Therapie zu überbrücken, kann laut Waldherr auch eine Selbsthilfegruppe eine gute erste Anlaufstelle sein. Solche Gruppen von Schicksalsgenossen, etwa mit Alkohol- und anderen Drogenproblemen, leisteten nicht nur gute Arbeit, sondern hätten auch einen weiteren Vorteil: „Sie sind weniger manipulierbar als ein einzelner Therapeut, dem ein Patient absichtlich Unwahrheiten sagt oder Dinge verschweigt.“

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Therapeuten und Therapeutinnen können keine Wunder wirken / Foto Олег Безруков (pixabay)

Wie helfen Kirchen?

Katholische und evangelische Kirche haben zahlreiche Beratungsstellen, die Menschen bei Krisen unterstützen. In Deutschland gibt es alleine 330 Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen in katholischer Trägerschaft. Auch die Caritas bietet in bundesweit rund 3.000 Beratungsstellen Unterstützung in Krisen an - von allgemeiner Sozialberatung über Schulden- und Suchtberatung bis zu Trauerberatung.

Wir verstehen uns als Rettungsdienst für Menschen in seelischen Notlagen

Cornelia Maier, Krisendienst Psychiatrie Oberbayern

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Header-Bild: Daniel Reche (pixabay)