Orientierung
Das Vorbild der Heiligen
Donnerstag, 27. Oktober 2022
Gereon von Köln

Glaubenskampf ist Glaubenskrampf

Immer wieder mal, besonders wenn die Zeiten für Religion, Kirche und Glaube nicht zum Besten stehen, hören wir vom „Glaubenskampf“. Damit verbunden sollen wir als gläubige Menschen dann wohl auch unsere „Feinde“ und „Freunde“ identifizieren. Zweifellos gibt es Situationen, in denen sich der Glaube bewähren muss; in denen es nicht einfach ist, zu seinem Glauben zu stehen; in denen man mit seinen religiösen Überzeugungen in die Minderheit gerät; in denen einem die Argumente ausgehen usw. Gerne lenken wir uns dann mit allen möglichen und unmöglichen „Feinden von außen“ ab. Solche mag es geben. Sie sind aber zweitrangig. 

Zuerst und zuletzt geht es immer um unsere eigene Glaubensüberzeugung und unser Verwurzeltsein in Christus, dem Leid, Not und Verfolgung ja nicht fremd waren. Um einen Kampf, der ja immer auch Gewalt gegen andere impliziert, kann es im Glauben wohl kaum gehen. Vielmehr geht es um die Kraft des Geistes, der sich Christus selbst immer wieder bemächtigen musste (Lk 4, 14). Der Apostel Paulus beschreibt daher „die Kraft und Macht des Herrn“ als „Rüstung Gottes“, an der jede Anfeindung abprallt (Eph 6,11).

Das Wesen menschlicher Heiligkeit ist die Fähigkeit sich der Kraft Gottes anzueignen. Das Beispiel eines solchen „Kämpfers im Namen des Herren“ verdeutlicht der hl. Gereon von Köln, dessen Namenstag Katholiken am 10. Oktober feiern.

Das Wesen menschlicher Heiligkeit ist die Fähigkeit sich der Kraft Gottes anzueignen.

Ein Blick in die Vergangenheit: Wer war der hl. Gereon von Köln?

Der hl. Gereon, ein Offizier, fand um 304 mit über 300 Gefährten im Nordwesten Kölns, im heutigen Stadtteil Ehrenfeld, den Martertod. Alle gehörten zur thebäischen Legion, einem römischen Söldnerheer, das aus 6.600 zum Christentum bekehrten Ägyptern bestand. Diese Söldner hatten sich allesamt geweigert im Namen des Kaisers Maximianus (240-310) an der Christenverfolgung teilzunehmen. Ihre Dienstverweigerung und ihr eigenes Bekenntnis zum Christentum waren ihr Todesurteil. Die ganze Legion wurde ausgemerzt. Gereons Truppenteil wurden durch das Schwert hingerichtet. Ebenso muss vorher schon der hl. Mauritus (+290) mit seinen thebäischen Gefährten Ende des 3. Jahrhunderts in Saint-Maurice in der Schweiz das Martyrium erlitten haben.

Die Kölner Kirche St. Gereon stammt aus dem 4. Jahrhundert. Das Patronat des hl. Gereon ist aber erst im 9. Jahrhundert belegt. Im 8. Jahrhundert gehörte der hl. Gereon aber schon zu den Schutzpatronen des fränkischen Heeres. 1121 wurde bei Ausgrabungen unter St. Gereon ein kopfloser Leichnam im Purpurmantel mit Resten eines Schwertes gefunden. Der hl. Norbert von Xanten (1080-1134) ließ die Gebeine des hl. Gereon erheben. Seit 1190 werden dessen Reliquien in der Krypta von St. Gereon verehrt.

Vorschau St. Gereon in Köln, Blick auf die Südseite der Kirche

Ein Blick in die Zukunft: Was könnte der hl. Gereon von mir wollen?

Gereon und seine Gefährten waren Soldaten. Der Kampf war ihr Handwerk. Im Verteidigen und Erobern bestand ihr Können. Und jetzt, als es um alles ging, da kämpften sie nicht. Es heißt, dass sie nach dem Todesurteil gefasst ihre Waffen niederlegten und sich den Scharfrichtern mit entblößtem Nacken anboten. Ihre tief christliche Überzeugung war klar: Für den Glauben kämpft man nicht. Glaubenskampf ist „Glaubenskrampf“.   

Die Geschichte ist heute traurige Zeugin der vielfältigen Kämpfe um den wahren Glauben: Da sind die großen christlichen Kreuzzüge, die vielfältigen Konfessionskriege in Europa, das Durchsetzen von Staatsreligionen, die andauernden Expansionskriege des Islam, aber auch das gewaltsame Trennen von Politik und Glaube, sowie in gewisser Weise ebenso die zwanghafte Erziehung zum Glauben, bzw. gegen den Glauben. Immer endete der Kampf im „Krampf“.

Das Zeugnis der Soldaten-Märtyrer ist geblieben. Ihre Schlachten sind vergessen. Der Kampf lohnte sich nicht. Was bis heute zählt, ist ihr kampfloses und unverkrampftes Zeugnis.

Gebet

Heiliger Gereon, 
in Bezug auf das Leben warst Du kampferprobt.
Stärke, Fertigkeit und Strategie waren Dein Handwerk.

Als es darauf ankam schütze Dich das Schild des Glaubens.
Es gab nichts zu verlieren, als das Ewige Leben sich Bahn brach.  

Und wir?

Als Christ schlage ich mich so durch.
Schwäche, Unfertigkeit und Planlosigkeit sind nicht selten mein Los.
Auf Gottes Kraft zu vertrauen ist nicht leicht.
Die Spuren des Ewigen Lebens zu orten, fällt schwer.
Hl. Gereon, auf Deine Fürsprache erbitte wir von Gott
Kraft aus dem Glauben,
Standhaftigkeit,
Mut zum Zeugnis,
wachsendes Gottvertrauen.