Gewalt in Tansania: Kirche arbeitet für Frieden und Heilung
Neuigkeiten
Mittwoch, 12. November 2025

Gewalt in Tansania: Kirche arbeitet für Frieden und Heilung

Mit offiziell 98 Prozent Zustimmung war die amtierende Präsidentin Samia Suluhu Hassan nach den Wahlen im Amt bestätigt worden. Voraus gingen Monate, in denen die einst als Hoffnungsträgerin angetretene Präsidentin nicht nur parteiinterne Kritiker ausgeschaltet hat, sondern auch mit gezielten Entführungen, Verhaftungen und sogar brutalen Morden an Oppositionskandidaten in Verbindung gebracht wurde. Doch vor allem junge Menschen wollten das Wahlergebnis nicht hinnehmen und bei friedlichen Protesten ihre Stimme hören lassen. Die Situation eskalierte schnell:

Als die Sicherheitskräfte auf die Demonstranten schossen, begannen diese, Regierungsgebäude anzuzünden. Hunderte Menschen könnten der Gewalt zum Opfer gefallen sein, befürchten Oppositionsvertreter. Belastbare Zahlen über Todesopfer bei den Protesten sind noch nicht veröffentlicht worden, allerdings zirkulieren authentische Videos und Fotos, auf denen zahlreiche Leichen auf den Straßen und an improvisierten Aufbahrstellen zu sehen sind. Auch international ist das Handeln der Regierung, das in krassem Gegensatz zum bisher geradezu glänzenden Ruf des Landes in Punkto Demokratie und Friedensförderung steht, scharf verurteilt worden. In ungewöhnlicher Deutlichkeit hatten beispielsweise die Afrikanische Union und die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC) festgestellt, der Wahlsieg Samias entspreche keinesfalls demokratischen Standards. 

In zahlreichen Gottesdiensten im ganzen Land wurde unterdessen der Toten gedacht und für Frieden gebetet. In Daressalam hatte Erzbischof Jude Thaddeus Rwa’ichi bei einer besonderen Messe am Sonntag das Blutvergießen beklagt und erklärt, dass diese Gewalt „nicht das wahre Gesicht Tansanias“ widerspiegele. Er beschrieb die Nation als „verwundet“ und ihrer Würde beraubt und betonte, dass das Töten von Demonstranten oder Zivilisten „ein Gräuel vor Gott“ sei. Er rief dazu auf, über Gerechtigkeit und Weisheit nachzudenken, da echter Frieden nur auf wahrer Gerechtigkeit gegründet werden könne.

Zur gleichen Zeit leitete Erzbischof Gervas Nyaisonga in Mbeya eine weitere Messe mit sechs Hauptanliegen: Gebet für die Verstorbenen, die Verletzten, die Vermissten, für jene, die ihr Eigentum verloren haben, für eine nationale Gewissenserforschung sowie für Heilung. Er rief zu Vergebung und Mut auf und forderte die Gläubigen auf, das Land „als tapfere Menschen“ wiederaufzubauen. An die Verantwortlichen appellierte er, Demut zu zeigen, da wahre Stärke in der Anerkennung liege, dass „niemand die Stelle des Allmächtigen einnehmen kann“. Auch in anderen Teilen des Landes hatte die Kirche die Gläubigen zum Gebet für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden eingeladen. Zwischen 30 und 40 Prozent der Bevölkerung Tansanias sind christlich, die meisten davon katholisch. (vatican news)