Der Koch Gottes
Seit 1993 lebt und arbeitet der Oblatenmissionar Vincenzo Bordo in Südkorea. Das 1998 von ihm gegründetet „Anna's House“ feiert in diesem Jahre das 25-jährige Bestehen. "Ich möchte dieses Jubiläum nutzen“, sagte er anlässlich des Weltmissionssonntags, „um die koreanische Gesellschaft an die Realität der Armen zu erinnern“. Das von Pater Bordo gegründete „Anna's House“ ist eine wichtige Anlaufstelle für Bedürftige in Seong-nam, am Rande von Seoul. Als das Haus vor einem Vierteljahrhundert eröffnet wurde, war es die erste Armenküche des Landes.
„Wir leben zu 50 % von staatlichen Zuschüssen und zu 50 % von freien Spenden, wie es Gottes Vorsehung will", erläutert der Missionar die Finanzierung der Einrichtung. Um die Unterstützung für die Arbeit von „Anna's House“ zu erweitern, hat Pater Bordo 2021 ein Buch mit dem Titel „Die Liebe, die nährt“ in Korea veröffentlicht. Angesichts des Erfolgs des Buches in dem asiatischen Land - 10.000 verkaufte Exemplare und 5 Nachdrucke - unterstützte die italienische Botschaft in Korea die Übersetzung und Veröffentlichung des Buches mit dem Titel „Chef per amore“ in Italien.
Von Anfang an verstand Pater Bordo seine Mission als ein „Werk der Barmherzigkeit“. Er wollte die Armen ernähren, trösten und ihnen nahe sein. In den 25 Jahren seines Bestehens wurden in „Anna's House“ mehr als 3 Millionen Mahlzeiten ausgegeben, über 21.000 medizinische Eingriffe vorgenommen, tausend zahnärztliche Behandlungen durchgeführt, 6.000 psychiatrische Beratungen und Behandlungen angeboten, 700 Rechtsberatungen durchgeführt. In der Einrichtung finden die Bedürftigen auch eine Kleiderausgabe, Möglichkeiten zur Körperpflege und vor allem „viel Respekt und Liebe für die Menschen, die auf den Straßen einer reichen, aber oft vernachlässigten Stadt leben", so Pater Bordo.
„Die Armen müssen gesehen werden“, sagt er. Auf die Frage, warum die Oblaten nach Südkorea gekommen sind, einem wirtschaftlich entwickelten Land, das reich an geistlichen Angeboten ist, antwortete Pater Bordo: „Weil wir die Missionare der Armen sind.“ Er fährt fort: „Aber hier gibt es keine armen Menschen." Es ist nicht so, dass es die Armen nicht gibt, aber die Menschen wollen sie nicht wahrnehmen, so Kardinal Lazzaro You Heung-sik im Vorwort zu Pater Bordos Buch.
Zu den Bedürfnissen der Menschen vor Ort gehört auch die Bekämpfung des Analphabetismus. Dazu gründete der Oblatenmissionar eine Abendschule für Erwachsene. In Seong-Nam City behauptete die Gemeinde vor 25 Jahren auch, es gäbe keine Obdachlosen oder Menschen, die auf der Straße lebten. Pater Vincent begann auf eigene Initiative, sich mit einigen von ihnen zu treffen. 1998 gründete ein Haus für Straßenkinder und nahm mehr als 20 Jugendliche darin auf, obwohl die Behörden behaupteten, ein Heim für Straßenkinder sei eine nutzlose Einrichtung, weil es keine Straßenkinder gäbe. Pater Bordo schickte die „nicht vorhandenen“ Straßenkinder zur Schule, half ihnen nach dem Ende der Schulzeit bei der Arbeitssuche und bemühte sich mithilfe eines Teams von Freiwilligen und Psychologen um ihre vollständige Wiedereingliederung in die Gesellschaft.Durch seine Arbeit und sein Beispiel konnte der Missionar viele Freiwillige gewinnen, die ihn bei seinen Werken unterstützten. Heute widmen sich viele Koreaner der Fürsorge für die Ärmsten und nutzen die Gelegenheit, sich für andere einzusetzen. „Jeder Bedürftige ist nicht nur eine arme Person, die Unterstützung braucht, sondern eine Schwester oder ein Bruder, dem geholfen werden muss. Jeder Mensch ist einzigartig und muss willkommen geheißen, umsorgt und geliebt werden. Jeder Mensch ist Jesus", davon ist der Missionar zutiefst überzeugt. (Fides)