Christlichen Ehen stabiler
Hanoi - Immer mehr junge Paare in Vietnam lassen sich scheiden. Dies bestätigen aktuelle Statistiken. Die Scheidungsrate in dem Land hat sich in den vergangenen 10 Jahren von 1 % im Jahr 2009 auf 1,8 % im Jahr 2019 fast verdoppelt.
Der in Ho-Chi-Minh-Stadt lebende und arbeitende Psychologe Ngo Minh Uy stellt in einem Interview mit der vietnamesischen Staatszeitung "Bao Dai Dona Ket" fest: "Durch meine Arbeitserfahrung sehe ich, dass die Ehekrise vor allem auf ein mangelndes gegenseitiges Verständnis und eine fehlende Vorbereitung vor der Heirat zurückzuführen ist. Wenn ein Konflikt auftritt, suchen die Menschen nicht nach dem wahren Grund für den Konflikt und hören ihrem Ehepartner nicht zu, um eine Lösung zu finden. Entfremdung im Eheleben und Unstimmigkeiten bei der Kindererziehung gehören ebenfalls zu den häufigen Scheidungsursachen".
Unter den Katholiken in Vietnam - rund 9 Millionen Gläubige bei einer Bevölkerung von 97 Millionen- ist dieser Trend weniger ausgeprägt.
2021 hat die Erzdiözese Hanoi eine Umfrage unter den Getauften in 69 Pfarreien durchgeführt, an der 5.610 Gläubige teilnahmen. 1 % der Befragten gaben an, dass sie getrennt oder geschieden sind. 89 % der 3.721 Befragten erklärten, dass sie ihren Ehepartner nie betrogen haben und in der Ehe treu sind. 92,7 % gaben an, in einer harmonischen und liebevollen Familie zu leben.
Wenn das Eheleben in eine Krise gerät, beten 79,6 % der Gemeindemitglieder zu Gott und 40,1 % suchen auch Rat bei Priestern und Ordensleuten. Die katholischen Gläubigen entscheiden sich in Konfliktsituationen in 82,3 % der Fälle für eine friedliche Lösung, die den Interessen des Ehepartners oder der Kinder entspricht.
"Katholiken suchen die Hilfe Gottes bei der Lösung von Ehekonflikten in der Überzeugung, dass der Herr durch die Gnade des Sakraments eingreifen, die Herzen verändern und Frieden bringen kann. Ethische Werte und der Glaube tragen zum Prozess der Versöhnung und Konfliktlösung bei", bestätigt die Studie.
"Die von der Kirche eingerichteten Kanäle zur Unterstützung der Familien", so die Studie weiter, "sind sehr wirksam, um die negativen Folgen von Konflikten zu verringern und die Risse in der Beziehung zwischen Mann und Frau zu heilen“.
Cu Thi Thanh Thuy, ein vietnamesische Wissenschaftler, der zur katholischen Familien in Vietnam forscht, erklärt: Der Glaube der Menschen hilft auf vier Ebenen: Erstens helfe er, das emotionale Trauma zu lindern, wenn sich der Konflikt in der akuten Phase befindet; zweitens motiviere die in der christlichen Ehe eingegangene Verpflichtung die Menschen dazu, friedliche Lösungen zu wählen, um Probleme zu lösen; drittens leite der katholische Glaube die Eheleute dazu an, "sich selbst prüfen" und ihre Fehler anerkennen. Schließlich fungierten Priester und Ordensleute als Unterstützer, Berater und Brückenbauer bei der Lösung von Konflikten in Ehe und Familie.
Eine weitere Umfrage, die der Soziologe Nguyen Duc Loc in der Diözese Xuan Loc in Südvietnam durchgeführt hat, ergab, dass katholische Familien in der Regel ein friedlicheres Familienleben führen als andere Familien in der heutigen vietnamesischen Gesellschaft.
Den verschiedenen Erhebungen zufolge wird ein stabiles Eheleben durch Glaubensleben und Glaubenspraxis untermauert, und vor allem eine weitere Zahl ist dabei aufschlussreich: 96 % der getauften Vietnamesen besuchen regelmäßig die Sonntagsmesse und empfangen regelmäßig die Sakramente. (Fides)