Seit 36 Jahren Bischof im Chaco
Eine Chrisammesse nach Ostern? – doch, das gibt es. Im Chaco feiern wir sie normalerweise schon zu Beginn der Karwoche, weil unsere großen Entfernungen es sonst unmöglich machen würden, zur Feier der Gründonnerstagsliturgie abends zurück in unseren Pfarreien zu sein. Aber in diesem Jahr regnete es, so daß wir sie verschieben mußten, denn die meisten Straßen sind Erdwege.
Nun ergab es sich, dass Bischof Lucio ausgerechnet am Karfreitag den 50. Jahrestag seiner Priesterweihe hatte. Das ist kein Tag, um ein solches Fest zu begehen. Und so kam es zu der Idee, beides, die Chrisammesse und das Goldene Priesterjubiläum, zusammen zu feiern: am 4. Mai 2022. Eine gute Idee: das Wetter war gut, und so kamen – trotz des Wochentages – eine ganze Reihe Leute zusammen, um ihrem Bischof ihre Dankbarkeit und Zuneigung zu erweisen. Natürlich waren auch alle 12 Priester des Vikariates Pilcomayo gekommen: sechs Oblaten und sechs Weltpriester. So konnten wir unser Gehorsamsversprechen dem Bischof gegenüber erneuern. Aber mehr als das war es einfach die Freude, mit Lucio Alfert zusammen Danke zu sagen für seine 50 Priesterjahre, die er ganz der Mission hier gewidmet hat, die letzten 36 Jahre davon schon als Bischof.
Eigentlich sollte er seit 5 Jahren einen Nachfolger haben, denn er hat, wie alle Bischöfe, mit Erreichen des 75. Lebensjahres seinen Rücktritt eingereicht. Aber – bisher ohne Antwort des Papstes. Dabei hätte er wirklich den Ruhestand verdient, zumal seine Parkinsonerkrankung ihn doch bereits sehr zeichnet. Hinzukommen noch Hüftprobleme, so dass er dauernd unter Schmerzen leidet. Obwohl er daraus kein Geheimnis macht, tut er weiterhin voll seinen Dienst. Dies geschieht auf seine bescheidene, volksnahe Weise, obwohl er dabei klare Standpunkte hat; insbesondere wenn es um die Rechte der Indígenas und der „kleinen Leute“ geht; nimmt er kein Blatt vor den Mund. So wurden seine Predigten bei den landesweit im Fernsehen übertragenen hl. Messen der Indígenas am Wallfahrtsort Caacupé jedes Jahr zu einem erwarteten Ereignis.
Es war eine Freude zu sehen, wie die Gläubigen ihm bei der Feier des Jubiläums ihre Zuneigung bewiesen, v.a. als es nach der Messe einen Stehempfang gab mit kleinen musikalischen Darbietungen. Alle wollten mit ihm hinter der Festtorte fotografiert werden, wie es hier Brauch ist.
Mit Bischof Lucio hoffen wir auf einen baldigen Nachfolger für unser apostolisches Vikariat Pilcomayo, dem mit 125.000 Quadratkilometern grössten kirchlichen Bezirk in Paraguay.