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Madagaskar
Samstag, 7. Januar 2023

Helfen trotz beschränkter Möglichkeiten

Anfang April ging es mit unserer mobilen Klinik los. Früh am Morgen haben wir den Wagen mit Medikamenten, Verbandsmaterial und anderen notwendigen Dingen beladen und sind über zwei Stunden in das Dorf Ambodibonara gefahren. Wir haben uns im Pfarrhaus eingerichtet. Als Arztzimmer diente das Büro des Pfarrers. Der Andrang war sehr groß. Am Ende des Tages hatten wir 107 Patienten behandelt. Nicht wenige waren schon bei mehreren Ärzten gewesen und hofften nun endlich geheilt zu werden. Mit Medikamenten kann man jedoch einen Gelenkverschleiß nicht rückgängig machen; nicht selten musste ich mich auf schmerzlindernde Therapien und gute Ratschläge beschränken. Doch in anderen Fällen konnten wir glücklicherweise mehr tun.

Behandeln auf Verdacht

Auch in unserem medizinischen Zentrum in Toamasina sind unsere Möglichkeiten gegenüber Deutschland sehr beschränkt. Ich erinnere mich an einen Herrn in den Sechzigern mit Brust- bzw. Oberbauchbeschwerden. Weder die Kollegin noch ich konnten anhand unserer Befragung erkennen, ob die Schmerzen vom Herzen oder vom Magen kamen. Da wir zunächst eher ein Herzproblem vermuteten, haben wir ihn zum EKG und Röntgen des Brustkorbs geschickt. Beide Untersuchungen waren unauffällig. Eigentlich hätte nun ein Herzultraschall oder sogar eine Herzkatheteruntersuchung angestanden; aber das war bei uns nicht möglich und für den Patienten anderswo nicht finanzierbar.

Zum vereinbarten Kontrolltermin war der Patient nicht erschienen, aber einige Wochen nach der Behandlung kam er wegen Kopfschmerzen wieder. Ansonsten ging es ihm gut. Brust- oder Bauchschmerzen habe er nicht mehr und er könne nachts endlich wieder durchschlafen, erzählte er mir zufrieden.

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Antibiotika und andere Medikamente werden wie Gemüse oder Dinge des täglichen Bedarf s auf dem Markt angeboten. Eine qualifizierte Beratung wie durch die mobile Klinik ist selten

Unterwegs mit der mobilen Klinik

Mit unserer mobilen Klinik haben wir mittlerweile 14 verschiedene Orte nördlich und südlich von Toamasina besucht. Der am weitesten entfernte Ort, zu dem wir bisher gefahren sind, liegt 170 km von der Stadt entfernt. An zwei bis drei Tagen pro Woche fahren wir zwischen 4 und 7 Uhr morgens ab, um gegen 8 Uhr mit der Arbeit starten zu können. Wir sind immer zwei Ärzte, zwei Pflegekräfte, jemand für die Medikamentenausgabe und ein Fahrer. Anfangs wurden wir noch von einem Priester begleitet, weil die Akzeptanz dann größer ist. Insgesamt sind wir meistens fünf bis sechs Personen plus Fahrer und sitzen zu viert auf der Rückbank, manchmal auch zu zweit auf dem Beifahrersitz.

Nach unserer Ankunft richten wir uns in den Räumen ein, die uns zur Verfügung stehen. Mal ist es eine Halle oder eine Kirche, manchmal ein Haus mit mehreren Einzelräumen, und wenn es gar nichts gibt, ein mitgebrachter Pavillon. Mehr als drei Tische für die zwei Ärztinnen und für die Medikamentenausgabe sowie einige Stühle haben wir in der Regel nicht. Manchmal können wir Bänke zu einer Liege zusammenschieben, auch wenn es nur selten einen abgeschirmten Raum für eine vernünftige Untersuchung gibt. Die Sprechstunde selbst müssen die Patienten nicht bezahlen, an den Kosten für die Medikamente sollen sie sich beteiligen.

Viele Madagassen gehen ungern zum Arzt, eigentlich nur dann, wenn es gar nicht mehr anders geht. Vorher versuchen sie sich mit traditioneller Medizin, mit Antibiotika und anderen Tabletten zu behelfen, die man frei in der Apotheke und auf dem Markt kaufen kann.

Leider wissen weder Verkäufer noch Patienten wirklich, wann welches Medikament Sinn macht. Neben den „selbstverordneten“ Pillen ist die Bereitschaft, Medikamente zu nehmen, oft auch ein Problem. In den Dörfern haben wir viele Patienten mit Bluthochdruck gesehen. Beschwerden treten durch die Erkrankung selbst eher selten auf, weshalb oft die Einsicht fehlt, warum man denn Tabletten einnehmen sollte. Zudem muss man es sich erst einmal leisten können, die Medikamente jeden Monat zu kaufen. Aber ein unbehandelter Bluthochdruck kann langfristig zu schweren Folgeerkrankungen führen.

Präventionsarbeit

Neben der Arbeit für die mobile Klinik und im medizinischen Zentrum habe ich mich in den letzten Wochen viel mit dem Thema Ernährung beschäftigt. Schließlich sind in Madagaskar sowohl Unterernährung als auch ein zunehmender Konsum fett- und zuckerhaltiger Lebensmittel ein Problem. In drei Sendungen eines katholischen Radiosenders habe ich Fragen der Moderatorin zu Gesundheitsthemen beantwortet. Eine Sendung hieß „Eine gute Gesundheit erfordert eine gute Ernährung“. 20 Minuten haben wir darüber gesprochen, wie sich eine ausgewogene Ernährung zusammensetzt und warum sie wichtig ist. Die Beschäftigung mit diesem Thema hat mir viel Spaß gemacht – und vielleicht kann ich so zur Prävention von Krankheiten beitragen.

Demnächst steht die Auswertung unserer bisherigen Erfahrungen mit der mobilen Klinik an. Ziel ist es, das Projekt an die Gegebenheiten und Bedürfnisse der Patienten anzupassen. Danach werden wir eventuell auch mit einem Zahnarzt – der Bedarf ist wirklich groß – oder anderen Fachärzten in die Dörfer fahren und mehr Hausbesuche machen. Wenn die Arbeiten an unserem Labor endlich abgeschlossen sind und das Ultraschallgerät einsatzbereit ist, können wir bald mehr Untersuchungen durchführen. Ich freue mich auf das, was in der nächsten Zeit noch kommt!

Veloma – Auf Wiedersehen!

Was ist FIDESCO?

FIDESCO ist eine katholische Organisation, die sich internationale Solidarität zur Aufgabe gemacht hat. Sie schickt ihre Volontäre in die ganze Welt, damit sie ihre beruflichen Fähigkeiten in Entwicklungsprojekte oder humanitäre Aktionen einbringen können. Momentan sind etwa 160 Volontäre in 25 Ländern eingesetzt.

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