Missionar auf dem Roller
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Mazenodfamilie
Freitag, 18. Oktober 2024

Missionar auf dem Roller

Im Jahr 2022 trat die von Papst Franziskus initiierte Kurienreform in Kraft.

Die zentrale Neuerung besteht in der Umwandlung aller bisherigen Kongregationen und päpstlichen Räte in sogenannte Dikasterien. Sie agieren nun auf gleicher Ebene und weisen eine einheitliche Struktur auf. Innerhalb der Kurie nimmt das Staatssekretariat die wichtigste Rolle ein. Ergänzt wird es durch 16 Dikasterien, die jeweils von einem Präfekten, meist einem Kardinal, geleitet werden. Diese Präfekten werden durch einen Sekretär im Rang eines Erzbischofs sowie mehrere Untersekretäre unterstützt, die jeweils für fünf Jahre vom Papst ernannt werden. Die Neugliederung zielt darauf ab, die Führung und Verwaltung der globalen Kirche effizienter zu gestalten. Insgesamt arbeiten etwa 4600 Menschen für die Kurie und den Vatikanstaat.

Förderung des Ordenslebens

„Es gibt etwa 6000 verschiedene Ordensinstitute in der katholischen Kirche, davon sind rund 4000 päpstlichen Rechts und etwa 2000 diözesanen Rechts. Der Witz, dass Rom nicht wüsste, wie viele Schwesterngemeinschaften es gibt, ist nicht wahr. Natürlich sind alle Gemeinschaften bei uns registriert“, erklärt er lächelnd und zeigt auf das beeindruckende Regal in der Bibliothek des Hauses, in dem die Ordensregeln aller Gemeinschaften aufbewahrt werden. Eine zentrale Aufgabe des Dikasteriums ist es, das geweihte Leben zu fördern, zu beleben und zu ordnen. Dies bedeutet viel Schreibtischarbeit, die in fünf Unterabteilungen geleistet wird. In diesen Unterabteilungen arbeiten Sachbearbeiter verschiedener Sprachgruppen. 

Da Pater Wolf derzeit der einzige deutschsprachige Mitarbeiter ist, arbeitet er in allen Bereichen mit. Die Arbeit in seinem Büro ist vielseitig. Die Generaloberen der Ordensgemeinschaften reichen regelmäßig Berichte über den Stand des Lebens ihrer Gemeinschaft ein. „Der Heilige Stuhl kann dann sehen, in welche Richtung manche Dinge gehen, wo man gegensteuern muss oder neue Impulse setzen sollte“, erklärt Pater Wolf. Das Dikasterium ist auch zuständig für Fragen der Leitung, etwa wenn es Schwierigkeiten mit Oberen gibt oder Mandate verlängert werden müssen. Alle Angelegenheiten, die mit den Ordensregeln zu tun haben, werden hier bearbeitet, geprüft, gegebenenfalls modifiziert und genehmigt. Besonders gilt dies für Gemeinschaften päpstlichen Rechts, aber auch für diözesane Institute und wachsende diözesane Vereinigungen.

Unterstützung in besonderen Situationen

Zu den Zuständigkeiten des Dikasteriums gehört auch die Genehmigung von Neugründungen einzelner Gemeinschaften sowie die Auflösung von Instituten. Die Behörde ist befugt, neue Formen des geweihten Lebens zu genehmigen und zu regulieren. „Bei neuen Gemeinschaften wird zunächst dokumentiert, wie sie entstanden sind, wer Gründer oder Gründerin ist und wie die Spiritualität aussieht“, so Pater Wolf. Es wird überprüft, ob die Ordensregel der Gemeinschaft mit dem allgemeinen Kirchenrecht übereinstimmt. „Gewisse Kriterien müssen erfüllt sein und wir geben den Bischöfen Hinweise, worauf sie achten müssen, bevor sie die Ordensregel einer diözesanen Gemeinschaft genehmigen.“ 

Ziel sei es, von Anfang an Schwierigkeiten zu vermeiden, die es in der Vergangenheit gegeben hat, wenn Bischöfe Gemeinschaften genehmigten, die nicht den kirchlichen Standards entsprachen. Darüber hinaus befasst sich das Dikasterium mit außerordentlichen Leitungsmaßnahmen und besonderen Fällen wie dem Austritt von Mitgliedern mit ewigen Gelübden oder der Entlassung von Ordensmitgliedern. Ebenfalls zum Zuständigkeitsbereich gehören Fälle von übergriffigem Verhalten und Missbrauch, wenn die Beschuldigten Ordensbrüder oder -schwestern sind und keine minderjährigen Opfer betroffen sind.

Vorschau Pater Wolf OMI

Missionarisches Engagement

Neben seiner Arbeit in der Kurie ist Pater Wolf vielseitig aktiv. Seine Arbeit im Vatikan bedeutet hauptsächlich Schreibtischarbeit. „Die Arbeit ist spannend und gibt einen Überblick in das weltweite Ordensleben, und dennoch fehlt mir noch etwas. Ich bin von meinem Wesen her Missionar. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich nicht ohne missionarische Aktivitäten leben kann.“ Er begleitet eine Reihe von Menschen über das Internet, darunter auch Nichtgetaufte, Muslime oder Zeugen Jehovas, mit denen er über religiöse Fragen spricht. Er ist in verschiedenen Social-Media-Formaten unterwegs und moderiert für Radio Vatikan und den internationalen katholischen TV-Sender EWTN Übertragungen aus Rom.