
„Ich bin grundsätzlich hoffnungsvoll“
Das Heilige Jahr steht unter dem Motto: Pilger der Hoffnung. Im vergangenen Generalkapitel haben die Oblatenmissionare dieses Thema schon forciert mit dem Thema: Pilger der Hoffnung in Gemeinschaft.
DER WEINBERG sprach mit P. Felix Rehbock OMI, Provinzial der Mitteleuropäischen Provinz der Oblatenmissionare, über Hoffnung für die Oblatenmissionare – und durch sie.
Sind Sie angesichts der Krisen und Schwierigkeiten der Kirche manchmal hoffnungslos?
Hoffnungslosigkeit ist für Christen grundsätzlich keine Perspektive. Wir Oblatenmissionare und die anderen Mitglieder der Mazenodfamilie verstehen unseren Dienst so: Wir helfen, das Heilige für die Menschen erfahrbar zu machen. Und dieses Heilige spendet Hoffnung – uns und den anderen.
Was gibt Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit als Provinzial Hoffnung?
In meiner täglichen Arbeit schenkt es mir Hoffnung, wenn ich Mitbrüder erlebe, die in ihrem Alltag täglich ihre Oblation leben, ihre Hingabe. Bruder Vitus Laib ist ein gutes Beispiel: Egal, welche Anfrage kommt, er ist zu allem bereit: Er begleitet Menschen auf dem Weg zur Taufe und hilft im Garten – obwohl er schon 89 Jahre alt ist.
Es gibt mir auch Hoffnung, wenn ich das Wort Gottes verkünde und ich Bekehrungen und Umkehr erlebe. So wie vor einiger Zeit: Ich hatte ein Gespräch mit einem Familienvater, der sich von der Kirche weit entfernt hatte – er hat dann die Relevanz des Glaubens für sich wiederentdeckt.
Als Oblatenmissionare wollen Sie Hoffnung spenden. Wie tun sie das konkret?
Wir als Oblatenmissionare und als Mazenodfamilie wollen zeigen: Der Glaube hat wirklich Relevanz im Leben. Es geht um Heiligung; und darum zu zeigen: Du, Mensch, wirst geliebt um deiner selbst willen. Die Welt und den anderen mit den Augen Gottes zu betrachten ist unsere Rolle in den gesellschaftlichen Krisen.
Viele Probleme entstehen, weil die Menschen das Gefühl haben: Ich werde nicht geliebt; ich bin allein; ich werde nicht gesehen; nicht von meinem Ehepartner, nicht von meinem Arbeitgeber etc. Oder: Ich werde nur gesehen, wenn ich etwas leiste.
Aber in den Augen Gottes werde ich gesehen um meiner selbst willen. Auch wenn ich ein Außenseiter bin oder nichts mehr leisten kann. Deswegen ist Gefängnisseelsorge ein wichtiger Punkt für uns. Auch die Seelsorge mit Jugendlichen: Die besuchen häufig keine Gottesdienste mehr – uns ist es wichtig, klar zu machen: Wir nehmen dich an und begleiten dich auf deiner Suche.
Ich denke da an das Nikolauskloster: In der Coronazeit waren alle Kirchen eine Zeit lang geschlossen. Die Mitbrüder haben die Gottesdienste draußen „Open Air“ gefeiert.
Ein weiteres Feld ist die Verkündigung in Gemeindemissionen: Das beginnt schon damit, wie wir als Missionare während dieser Zeit miteinander umgehen. Das setzt sich in den spirituellen Impulsen fort, die gerade in einer Phase der Umstrukturierung der Pfarreien auf fruchtbaren Boden fallen. Denn über viele Jahre wurde in den Gemeinden vor allem über organisatorische Fragen geredet.
Wie die Pfarreien spirituell zusammenwachsen können, ist eine Frage, die uns während der Gemeindemissionen immer wieder begegnet. In einer Pfarrei haben wir z. B. Abendgebete gestartet, bei denen Gläubige aus verschiedenen Kirchorten einander begegnen. In einer anderen Pfarrei ist ein geistlicher Männerabend entstanden. Diese Veranstaltungen werden nach wie vor weitergeführt.
Ich denke auch an Tschechien, wo wir gerade ein neues Haus in Kralovice gründen, in einer Gegend, wo Kirche kaum Bedeutung hat. Dort setzen wir ein Zeichen, indem wir als Gemeinschaft, als Oblaten und Assoziierten, bei den Menschen sind.

Das vergangene Generalkapitel trug den Titel: Pilger der Hoffnung in Gemeinschaft. Welche Hoffnungen haben Sie auf dem Generalkapitel erlebt?
Ein wichtiges Erlebnis für mich war es, wie schnell wir uns auf dem Generalkapitel auf einen neuen Generaloberen geeinigt haben – obwohl er gar nicht anwesend war. Natürlich war er bekannt, weil er in früheren Jahren Generalrat für Europa gewesen war. Aber einen Abwesenden zu wählen ist noch nie vorgekommen.
Gleichzeitig zeigt sich, wie richtig die Wahl war. Pater Luis Ignacio Rois Alonso ist für mich ein wirkliches Hoffnungszeichen. Er ist einer, der die Dinge anpackt und Schwierigkeiten nicht aus dem Weg geht. Seine erste Reise ging in die Ukraine. Das erste Weihnachtsfest hat er in Turkmenistan gefeiert – da gibt es nur zwei Mitbrüder.
Als er in Lesotho war, hat er dort einen Mitbruder besucht, der ganz allein weit entfernt in den Bergen seinen Dienst tut und völlig überrascht war, als der Generalobere vor ihm stand.
Welche Hoffnungen haben Sie persönlich für die Mitteleuropäische Provinz und die Oblatenmissionare weltweit?
Ich bin grundsätzlich hoffnungsvoll. Ich weiß, wir werden wachsen: in der Liebe zueinander; in unserem Glauben; und zahlenmäßig.
Aktuell haben wir in der Mitteleuropäischen Provinz einen Vornovizen und zwölf junge Erwachsene bereiten sich darauf vor, Assoziierte zu werden. Und in vielen Ländern in Afrika und Asien gibt es hohe Eintrittszahlen. So wachsen wir auch in interkultureller Weise.