Raus aus dem Alltag, rein ins Wesentliche
Mit jungen Menschen unterwegs zu sein, ist immer bereichernd und gleichzeitig eine Chance, über den Glauben und das Leben ins Gespräch zu kommen. Für viele junge Menschen sind Fahrten und Events ihr Eingangstor zu einem tieferen Glaubensleben. Meine beiden Kolleginnen aus der Abteilung Jugend und junge Erwachsene im Bistum Fulda, Maike Pichler und Nicola Krack, waren mit anderen jungen Menschen in den Bergen unterwegs und berichten, was sie erlebt haben.
Gemeinschaft erleben – Glauben vertiefen
Ruhe finden, einen einfachen Lebensstil pflegen, dem Himmel näherkommen. All das suchen viele Menschen in den Bergen. Häufig allein oder mit der Familie. Doch es geht auch anders. DER WEINBERG sprach mit Maike Pichler und Nicola Krack, die 2023 zusammen mit 14 jungen Erwachsenen eine Hüttentour in Österreich gemacht haben.
Frau Pichler, Frau Krack, eine Hüttentour in den Alpen ist ein ungewöhnliches Angebot. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Ich war 2020 das erste Mal im Sommer in den Bergen. Das war eine schöne Erfahrung. Auch, weil Berge und Natur für mich viel Verbindung zu Gott und Spiritualität haben. Dann dachte ich: Eine Hüttentour mit einer Gruppe junger Erwachsener wäre eine coole Sache.
Ich habe mich über den Impuls von Frau Krack sehr gefreut. Ich habe noch nie eine Hüttentour gemacht und war noch nie in den Bergen wandern. Das war für mich also komplettes Neuland.
Was fasziniert Sie an Bergen?
Ich mag den einfachen Lifestyle beim Reisen sehr gerne. Für mich hat Verbindung zu Gott auch viel mit Natur und Stille zu tun. Dort in den Bergen nehme ich den schöpferischen Bezug intensiv wahr. Dort herrschen Naturgewalten, die größer sind als der Mensch. Wir hatten etwa zwischendurch mal die Befürchtung, es könnte ein Gewitter aufziehen. Schaffen wir es dann rechtzeitig zur Unterkunft? Der Berg macht, was er will. So wurden wir unserer eigenen Winzigkeit bewusst.
Der Titel unserer Tour lautete: Hüttentour. Get Closer to Heaven – also näher am Himmel sein. Auch hier in Fulda mag ich es, in die Rhön zu fahren und von einem Berg ins Weite zu schauen. Dabei fühle ich mich nach oben verbunden. Diese Erfahrung habe ich auch in den Alpen gemacht.
Was hat Sie auf der Tour besonders beeindruckt?
Frau Krack hat versucht, die Tour für Einsteiger zu planen. Der erste Aufstieg, den wir gemacht haben, war der anstrengendste Teil der Tour. Darauf war ich nicht gefasst. Diese Überanstrengung hat sich durch die folgenden Tage etwas durchgezogen. Aber immer, wenn ich ein Stück des Weges, was für mich einfach körperlich schwierig war, geschafft hatte, konnte ich mich umdrehen und sofort mit einer atemberaubenden Aussicht belohnen.
Was mich als Leitung zudem beeindruckt hat: Wer sich in der Gruppe mit etwas unwohl gefühlt hat, konnte es ehrlich sagen. Das ist nicht selbstverständlich.
Wir sind am letzten Tag mit einem kleinen Teil der Gruppe zu einer Sonnenaufgangswanderung aufgebrochen. Es war alles bewölkt. Ich hatte schon Angst: Das frühe Aufstehen hat sich nicht gelohnt. Dann sind die Wolken aufgebrochen, wie verflogen. Wir haben einen richtig schönen Sonnenaufgang erlebt. Ich glaube, das war einer der schönsten Sonnenaufgänge in meinem Leben.
Wie haben Sie die Wanderungen geistlich begleitet?
Am Anfang und am Ende des Tages haben wir das Erlebte Revue passieren lassen. Wir beide haben auch kurze Impulse vorbereitet. Dabei wollten wir den Teilnehmern bewusst möglichst viel Freiraum lassen, was sie davon für sich mitnehmen.
Unser Anspruch war es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der es Menschen möglich ist, etwas von den Impulsen mitzunehmen und in der sich alle einfach wohl und willkommen fühlen können. Die Tour war bewusst für Menschen ausgelegt, die in einem weiteren Umkreis christlich-katholisch sind. Ungefähr 80 Prozent der Teilnehmenden waren katholisch, wahrscheinlich 60 bis 70 Prozent haben auch einen regelmäßigen Kontakt zur Kirche.
Was haben die Teilnehmer Ihnen bei der Reflexionsrunde widergespiegelt?
Es hat sich eine tolle Gemeinschaft entwickelt über die Tage, was für mich auch ein spirituelles Moment hat. Da waren sehr unterschiedliche Menschen gemeinsam auf dem Weg, die sonst wahrscheinlich so niemals zusammengefunden hätten. Die Teilnehmenden waren füreinander da, haben aufeinander geachtet – das war ein schönes Miteinander.
Wie weit ist Vertrauen ein Aspekt, der Ihnen immer wieder auf der Tour begegnet ist?
Für mich ist es ein wichtiger Aspekt: Vertrauen in die Teilnehmer, dass sie alles mitgehen können; auf das Wetter, damit wir die Tour durchziehen können und nicht tagelang ein schweres Gewitter aufkommt. Da spielt auch Gottvertrauen mit rein. Vertrauen in Frau Pichler, dass wir es gemeinsam schaffen, gut den Bedürfnissen der Gruppe nachzukommen, ohne unsere eigenen unter den Tisch zu kehren.
Ich hatte großes Vertrauen in Frau Krack, die sich besser auskannte als ich. Auch die Gruppe hatte großes Vertrauen in uns, dass wir uns etwas Gutes überlegt haben und auf jeden Fall auch rechtzeitig an der Hütte ankommen werden. Und ich habe Vertrauen auch in mich und meinen Körper gehabt, dass ich das schaffen kann und wir mit dem Heiligen Geist einen Wegbegleiter haben, der unmöglich Wirkendes möglich macht.